Erzähl’ mal was vom Pferd: Fury in the Slaughterhouse überzeugen beim Porta³-Festival (Fotos)

Trier · Sie sind zurück: Fury in the Slaughterhouse, eine der erfolgreichsten deutschen Rockbands der 90er, hat am Donnerstagabend das Porta³–Festival mit einem Best-of-Programm zum 30.Geburtstag der Band eröffnet.

Erzähl’ mal was vom Pferd: Fury in the Slaughterhouse überzeugen beim Porta³-Festival (Fotos)
Foto: Friedemann Vetter

Es ist ein Vierteljahrhundert her, die Details verblassen. Wie das Fury-Konzert war, damals in Konz? Oder war's doch in Saarburg? Daran kann sich Gitarrist Thorsten Wingenfelder vielleicht gar nicht mehr so exakt erinnern. So viele Shows, so viele Städte, so lange her. Aber der spätere Abend wird immer in Herz und Hirn bleiben. Damals, im Hotel an der Europahalle Trier, nachts auf der Terrasse mit dem Mädchen, das er am gleichen Tag kennengelernt hatte, es knistert. Das sagt er nicht, aber man hört's trotzdem. "Dann kam der Nachtportier - und ich dachte schon, er wirft uns raus", erzählt er. Stattdessen erkannte er den Hotelgast, brachte dem jungen Glück ungefragt Schampus. Details zu weiteren Abendplanung spart sich Wingenfelder. "Aber inzwischen bin ich seit 21 Jahren mit der Frau verheiratet." So widmet er den nächsten Song, "Then she said", den unbekannten Helden des Alltags. Wie der Nachtportier von damals. Aus den Augen, nicht aus dem Sinn.

Das ist nur eine Anekdote, die Thorsten Wingenfelder am ersten Abend der beiden ausverkauften Konzerte vor der Porta Nigra erzählt. Aber wohl fast jeder im Publikum hat seinen ganz eigenen "Fury"-Moment, seine eigene kleine Nachtportier-Variante, den Director's Cut der wilderen Tage im Kopfkino - und "Won't forget these days" liefert den Soundtrack dazu. Damals, als die - und das ist gar nicht böse gemeint - große Nostalgiker-Hymne erschien, 1990, stand Fury in the Slaughterhouse noch am Anfang der Karriere.

Das ist lange her. Inzwischen feiert die Rockband aus Hannover ihr 30-jähriges Bestehen - und zugleich ihre Bühnen-Rückkehr nach der Auflösung im Jahr 2008. Passend dazu gibt's 30 (!) Songs, das verspricht die Band gleich zu Beginn der Show. Und weil das Konzert an Fronleichnam feiertagsbedingt um 22 Uhr beendet sein muss, geht es schon um 19.30 Uhr los. Das ist nicht zu ändern, aber ein bisschen schade um die dadurch weitgehend flachfallende Lichtshow. Einen atmosphärisch dichten Abend bekommen die Furys aber auch so problemlos hin. Das liegt - natürlich - vor allem an den Stücken aus den späten 80ern und 90ern. So sind im Publikum auch die Um-die-40-Jährigen bestens vertreten, die nicht nur "Won't forget these days" (als letzten Song und als Reprise in der ersten Zugabe) oder "Time to wonder" textsicher mitzusingen. Aber auch Songs wie das hymnische "Radio Orchid", das ruhige "Trapped today, trapped tomorrow" oder "Every Generation got its own Disease" haben die Jahrzehnte musikalisch gut überstanden. An den Live-Fähigkeiten der Band hat auch die jahrelange Pause nichts geändert. Durch ein weiteres - siebtes - Bandmitglied, Martin Huch, der unter anderem Pedal-Steel-Gitarre spielt, gewinnen Fury sogar noch an Qualität.

Fury in the Slaughterhouse geht die eigene 30-Jahr-Feier ziemlich entspannt an - und das ist gut so. Klar, ein neuer Song rutscht auch mal ins Programm. Nur das Langzeitgedächtnis zu triggern, ist ja auch nicht alles. Frontmann Kai Wingenfelder, immer noch gut bei Stimme, dreht bei "Bring me home" mal eine Runde durchs Publikum. Und auch Support-Act Jan Löchel darf beim Cover von The Cures "Boys don't cry" mitsingen. Ein bisschen Gegenwartskritik gibt's auch - etwa am zunehmenden Rechtspopulismus und am Präsidenten-Darsteller Donald Trump. Auch der Himmel hat ein Einsehen. "Für heute Abend wurden drei Zentimeter große Hagelkörner angekündigt", sagt Kai Wingenfelder. "Dann haben wir die Wetter-App gewechselt." Es blieb sonnig. Wenn es doch immer so einfach wäre.

So geht es weiter beim Porta³-Festival

Erzähl’ mal was vom Pferd: Fury in the Slaughterhouse überzeugen beim Porta³-Festival (Fotos)
Foto: Friedemann Vetter

Jennifer Rostock machen im Rahmen ihrer Genau-in-diesem-Ton-Tour am Samstag, 17. Juni, auch in Trier Halt. Einlass wird ab 19 Uhr sein, Konzertbeginn ab 20 Uhr. Restkarten gibt es laut Veranstalter auch noch an der Abendkasse.

Das Philharmonische Orchester der Stadt Trier spielt am Sonntag, 18. Juni, ein Picknick-Konzert. Ebenfalls mit Start um 20 Uhr, Einlass 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Unter dem Motto "Liebe, Tod und Eifersucht" wird das Programm aus einer Mischung von Klassik, Opern- und Filmmusik bestehen.

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