Theater Wenn der Tod nach Schweinebraten riecht

Trier · Erschießen, vergiften, zu Tode schwitzen – welche Mordart die Autorin des nächsten Totart Eifel-Stückes ersonnen hat, sieht man am Sonntag im Saunagarten Trier.

 Ortsbegehung im Saunagarten für die Inszenierung zu Totart Eifel 2

Ortsbegehung im Saunagarten für die Inszenierung zu Totart Eifel 2

Foto: TV/Stefanie Braun

  Es ist kühl. Über dem Koi-Karpfen-Teich liegt eine fast bewegungslose Stille, die exotischen Tiere ziehen nur langsam ihre wenigen Runden. Kaltes Licht liegt bleiern auf den Schwimmbecken, den wenigen robusten Gartenpflanzen, den in Mulden gelegenen Holzhäuschen. Alles ist etwas zu kalt und etwas zu dunkel, um einladend zu sein. Winterfeeling im Saunagarten. Nora Schüssler geht über die Holzbrücken à la Japan und zwischen den finnischen Schwitzhütten entlang – und denkt an ihren nächsten Mord.

So ein Saunagarten biete unendliche viele Möglichkeiten, jemanden wirkungsvoll um die Ecke zu bringen, sagt sie: Sie könnte jemanden erschießen und ihn rücklings in eines der Wasserbecken fallen lassen. Oder warum nicht gleich ertränken? Oder in einer der Saunen einschließen, bis er irgendwann den Löffel abgibt: „Wenn ein Mensch darin stirbt und liegen bleibt, riecht es nach Schweinebraten“, sagt sie begeistert zu ihrem Mann, und rückt dem gemeinsamen Sohn in der Trage das Mützchen auf dem kleinen Kopf zurecht.

Es ist Dezember, gefühlt übermorgen ist Weihnachten. Die 33-Jährige besucht zum ersten Mal Trier. Standortbesichtigung im Schwimmbad. Oder eher im Saunagarten. Mit dabei sind unter anderem Alexander May, Chefdramaturg des Theaters Trier, und Christian Reichert, Betriebsleiter für Bäder bei den Stadtwerken, beide wissen um Schüsslers Mordgedanken, und sind begeistert. „Das bringt den Sauna­garten nochmal ins Gespräch“, sagt Reichert – und findet es gar nicht eigenartig, dass hier ein Mord stattfinden soll. Aber natürlich müsse sich das Morden an den Saunagästen orientieren, schließlich sollen die beim Entspannen nicht gestört werden.

Die Autorin plant den zweiten Teil der Totart Eifel-Reihe, der diesmal dort spielen soll, wo andere bezahlen, um schwitzen zu dürfen. Montags bis 13 Uhr sei Reinigung im Schwimmbad, sagt Reichert, bis dann könne man ruhig das Morden einüben. May überlegt. Dann würde zwischen Generalprobe und Aufführung fast eine ganze Woche liegen, eigentlich ein bisschen zu viel aus Sicht der Theaterleute.

Schüssler überlegt derweil, wie sie den Zuschauern die Geschichte näher bringen kann, ohne es für die Inszenierung zu schwierig zu gestalten.  Aber Schüssler ist nicht nur zum Besichtigen nach Trier gekommen, sondern auch zum Ansehen: Heute Abend ist die Premiere des ersten Teils der insgesamt drei Krimistücke, die in der laufenden Spielzeit in Trier uraufgeführt werden sollen.

Eigentlich wollte sie ja eine alle Teile umfassende Rahmenhandlung dazu erdenken: „Aber ich wusste nicht, ob ich den Theatermachern hier ein immenses Ei damit ins Nest lege, indem ich ihnen eine Geschichte aufdrücke, die sie gar nicht auf die Bühne bringen können.“ Deswegen sind es nun drei in sich geschlossene Stücke geworden.

Jetzt, wo sie den Ort gesehen und so klar vor Augen habe, könne sie ganz anders planen und schreiben, erklärt sie. „Da hat man einfach einen Raum, in dem die ganze Fantasie spielen kann“, sagt die studierte Regisseurin und Textkulturwissenschaftlerin. Sie hat viele Eifelkrimis gelesen, viel telefoniert, im Internet über die Römerstadt recherchiert und findet jetzt, wo sie mal da war: „Trier hat den „Vibe zum Morden“.

Nun geht es auch darum zu schauen, welche der vielen Ideen es ins Stück schaffen. Auch von denen, die sie mal zu Hause am Schreibtisch entwickelt hatte. Sie müsse flexibel sein, so hieß es, als sie den Auftrag vom Theater Trier annahm, und am besten nicht eitel: „Im Theater wird ein Text eher als eine Art Vorlage betrachtet.“ Der Regisseur des ersten Totart-Eifel-Stücks habe an ihrem Text noch ziemlich viel gearbeitet, gekürzt oder auch mal umsortiert. So wie’s für die Inszenierung eben am besten schien.

 Ortsbegehung im Saunagarten für die Inszenierung zu Totart Eifel 2

Ortsbegehung im Saunagarten für die Inszenierung zu Totart Eifel 2

Foto: TV/Stefanie Braun
 Ortsbegehung im Saunagarten für die Inszenierung zu Totart Eifel 2

Ortsbegehung im Saunagarten für die Inszenierung zu Totart Eifel 2

Foto: TV/Stefanie Braun
 Ortsbegehung im Saunagarten für die Inszenierung zu Totart Eifel 2

Ortsbegehung im Saunagarten für die Inszenierung zu Totart Eifel 2

Foto: TV/Stefanie Braun

Sie kennt beide Seiten, hat viele Stücke inszeniert, die sie vorher selbst geschrieben hatte, und weiß daher, dass „eine Inszenierung den Text auch noch mal schärfen und zusammenführen kann“. Das sei eben auch die Freiheit, die man im deutschen Regietheater habe: „In den USA sitzen Autoren bei Produktionen oft daneben und sagen, dass sie sich etwas so nicht gedacht haben.“ Theater sei in Deutschland eher eine Gemeinschaftsarbeit, sagt ihr Mann Stefan Mühlbauer: „Das ist ja auch die Magie dahinter.“

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