Echte Musik mit eigener Meinung

Trier · Stefan Stoppok spielt in Trier vor ausverkauftem Haus alte und neue Lieder.

 Stefan Stoppok kommt in Trier gut an. TV-Foto: Christina Bents

Stefan Stoppok kommt in Trier gut an. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Trier "Mensch Ärger, komm schon raus", heißt es in einer Liedzeile von Stefan Stoppok. Aber es kam keiner - im Gegenteil: Es war für Stefan Stoppok in der Trierer Tufa ein "deprimierend schöner Abend", wie er selbst sagt, denn: "Es ist so schön heute Abend hier, dass ich ganz deprimiert bin, weil ich ja morgen schon weiter muss", so der Liedermacher.
Bereits zu Beginn des Konzerts, als der erste Akkord noch nicht erklungen ist, der Musiker sich gerade hingesetzt hat, um nach einer seiner vier Gitarren zu greifen, gab es kräftigen Applaus und aufmunternde Pfiffe und Rufe. Mit seiner kraftvollen, tiefen, ein bisschen verrauchten Stimme und seiner Persönlichkeit füllt er den Raum. Mit dem Stück "Planlos durch das All" zeigt er gleich, dass er ausgezeichnet Gitarre spielt. Dazu sitzt er auf einem Cajon, einer Kistentrommel, mit der er mit dem Fuß eine Percussion-Kombination spielen kann, die wie eine Snare- und Kickdrum klingt. Damit ist auch der Groove bei seinem Soloprogramm gewährlistet.
Stoppok ist seit 1974 musikalisch unterwegs, er hat keine Berührungsängste mit dem Publikum. Er erzählt Persönliches, beispielsweise von einem Besuch in der Rock- und Popakademie in Mannheim, und verallgemeinert sie in seinen Liedern. In Mannheim fand er seltsam, dass man professionell Rock- und Punkmusik studieren kann. "Gefühlt studieren und spezialisieren sich heute alle und haben nicht mehr das Ganze im Blick", meint er. Daraus machte er den "Spezialisten-Blues". Als verlogene Affenscheiße bezeichnete er den Satz einer Absolventin der Schule, die zu ihrem Publikum gesagt hat: "Ihr seht so schön aus, wenn ihr klatscht."
Zwischenrufe registrierte er und antwortete darauf. Die Besucher brauchten ebenfalls keine Zeit zum Auftauen. Es war keine Aufforderung mitzuklatschen oder mitzusingen nötig. Sie waren textsicher und hatten keine Scheu, sich zur Musik zu bewegen. Man hatte den Eindruck, Musiker und Publikum kennen sich seit Jahrzehnten und trinken regelmäßig zusammen gemütlich ein Bier.
Dabei ging es in den Liedern inhaltlich zur Sache. In "Wie schnell ist nix passiert" prangert er die Trägheit der Gesellschaft an, ebenso mit dem Satz "Wer schon den Tod lebt, spart sich die Beerdigung". Ein neues Stück, "Friss den Fisch, egal wie er stinkt", will auf mangelnden politischen Widerstand aufmerksam machen. Auch das Thema Umweltschutz hat er im Gepäck: "Pilgern wir mit unserm Müll nach La Compostella, und am Ende landet wieder alles auf unserem Teller." Beziehungen, ganz frische und kaputte, hat er musikalisch bedichtet in "Es kommt mir vor, als sei der Winter zu Ende" und "Sei nicht sauer". Zum Schluss gibt es stehenden Applaus für den Mann, der mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält und das noch auf musikalisch hohem Niveau anbringt.

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