Konzerte Bach in Welschnonnen: Über allem Harmonie

Zum Abschluss des Bach-Zyklus’ spielten das Fourier-Ensemble und Solisten in der Trierer Welschnonnenkirche. Und am Schluss verkündete Josef Still einen Abschied.

 Adventliches Konzert in der Welschnonnenkirche Trier

Adventliches Konzert in der Welschnonnenkirche Trier

Foto: TV/Martin Möller

Wie in einem Konzert die Stimmung im Publikum ausfällt, lässt sich
in der Pause erfahren. Sind die Zuhörer gelangweilt, genervt, gereizt,
verständnislos oder einfach gleichgültig? Nehmen sie aus dem Konzert Zustimmung, Begeisterung, Nachdenken mit? Bei den zwei
Abschlusskonzerten im Bach-Zyklus zum Jubiläum der Trierer ­Welschnonnenkirche war es ganz eindeutig. Unter den rund 170 Besuchern verbreitete sich eine Freundlichkeit und Harmonie, wie man sie auch in Konzerten selten erlebt. Irgendwie strahlten die Menschen Glücklichsein aus.Weit mehr als freundliche Routine oder aufgeputschte Begeisterung. Es war, als hätte Bachs Musik die Menschen verwandelt.
Die beiden Cembalokonzerte - das in E-Dur BWV 1053 und in A-Dur BWV 1055 - sind Raritäten im Konzertleben. Aus gutem Grund. Für die klassische Frontalstellung Interpreten-Publikum, dazu noch in modernen Großsälen sind Cembali zu leise. Aber der kleine Welschnonnen-Kirchenraum ist das ideale Forum für diese Musik.

Josef Still gibt wieder einmal dem Solopart Stabilität und Präsenz mit. Und das Fourier-Ensemble unter Ulrich Krupp passt sich an, in Lautstärke und Spielweise. Es war echte Kammermusik - diffizil, intim und mit einem erstaunlich breiten Spektrum an Gefühlsregungen. „Affekte“ hätte man gesagt, damals, vor 300 Jahren, als die Welschnonnenkirche entstand und Bach in Weimar eine Gefängnisstrafe absaß wegen „halstarriger Bezeugung von zu erzwingender dimission“.

Trotz des intimen Rahmens strahlte die Veranstaltung so etwas aus wie Erhabenheit - weniger in einer Fassung der Orgelsonate BWV 527 für Blockflöte und Cembalo, ganz bestimmt indessen im 4. Brandenburgischen Konzert. Das war eindeutig Höhepunkt beider Veranstaltungen mit identischem Programm. Da brillierten sie - Geigerin Anne Dostert und die exzellenten Blockflötistinnen Lea Sobbe
und Hojin Kwon. Da gelingt es der Solistengruppe, die Differenzierungen in Stil und Stimmung dieser Musik zu vermitteln. Auch das Fourier-Ensemble unter Ulrich Krupp gibt der herrlichen Musik so vieles mit an feinen Assoziationen.
Für Josef Still war die Veranstaltungen ein kleiner Abschied. Er wird zum Jahresende aus dem Vorstand des Welschnonnen-Vereins aussteigen, und hat dafür gute Gründe. „Ich habe immer gesagt, dass ich nach dem Jubiläumsjahr 2017 im Vorstand aufhöre“, schrieb er dem TV. „Es gab keinerlei Konflikt oder Streit, und ich werde auch weiterhin dort Gottesdienste und hin und wieder Konzerte spielen, nur eben nicht als Intendant.“

Sein Nachfolger im Vereinsvorstand wird Ralf Hansjosten. Der präsentierte im Programm-Faltblatt bereits seine Projekte für 2018. Immerhin fünf Veranstaltungen sind es, unter anderen eine „musikalische Reise durch das barocke Europa“ (4. März) und Orgel- und Cembalomusik zur Fastenzeit (18. März).

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