Konzerte „Mal was anderes als Klassik“

Trier · 900 Besucher ließen sich beim Opening-Festival 2018 in der Tufa Trier auf aktuelle Klangkunst ein.

 Klaus Marder spielt auf seiner Theorbe, einem historischen Instrument aus der Familie der Lauten.

Klaus Marder spielt auf seiner Theorbe, einem historischen Instrument aus der Familie der Lauten.

Foto: TV/Eva-Maria Reuther

Vielfältig, reizvoll und interkulturell präsentierte sich mit zahlreichen Erst-und Uraufführungen am Wochenende Opening 18, das Internationale  Festival für Aktuelle Klangkunst. Über Konzerte, eine Kammeroper, Tanzperformance und Lesung bis hin zur Klangkunstausstellung reichte das Spektrum. Drei Tage wurde  einmal mehr die Trierer Tufa mit den externen Spielstätten Viehmarktthermen und Angela-Merici-Gymnasium, zum Treffpunkt für Freunde und Künstler zeitgenössischer Musik. Seit 18 Jahren veranstaltet die Stadt Trier in Zusammenarbeit mit der Tufa das Festival. Kooperationspartner ist die Gesellschaft für Aktuelle Klangkunst Trier. Man müsse sich einfach auf die ungewohnte Sprache neuer Musik einlassen, stellte Kulturdezernent Thomas Schmitt zur Eröffnung fest. Sich Neuem zu öffnen, forderte auch Schirmherr Salvatore Barbaro. „Das Hören neuer Musik erweitert die Grenzen unserer Wahrnehmung“, sagte der rheinland-pfälzische Staatssekretär. Das mögen auch die zahlreichen Besucher so gesehen haben, die sich zwischen den einzelnen Konzerten und Aufführungen zum Austausch in der Festival Lounge der Tufa trafen. „Mein Mann und ich  freuen uns jedes Jahr auf das spannende Festival , erklärte eine Besucherin aus Trier. Spannend ist das Wochenende offensichtlich auch für die jungen Musiker des „Ensembles der Länder“, die in den Viehmarktthermen unter dem Dirigat von Juri Lebedev vier Auftragswerke zeitgenössischer Komponisten uraufführten und mit ihrem Engagement und ihrer  Spielfreude das Publikum begeisterten. Stargast am Schlagwerk war die Percussionistin Sabrina Ma. „Ich finde es toll, was man alles aus einem Instrument herausholen kann“, freut sich Flötistin Clara (14Jahre). „Mal was anderes als Klassik“ stimmt Nachwuchs-Schlagzeuger Linus zu, der seit 11 Jahren am Schlagwerk steht und an diesem Abend durch Präsenz und Feinsinn auffällt. Dass zeitgenössische Musik neue Klangfarben und Ästhetiken entwickelt, Instrumente ungewohnt einsetzt und die Brücke zwischen Konzert und Performance schlägt, machte neuerlich das Ensemble S201 deutlich, eine der interessantesten Veranstaltungen des Festivals. Um die italienische Renaissance Musikerin Francesca Caccini und die Entstehung des Kunstwerks geht es in Georg Becks theatralischer Recherche „Ein Zimmer für sie allein“, einem Auftragswerk für das Festival. Allerdings überzeugte die szenische Gestaltung der Uraufführung nicht rundum. Eindrücklich morbid: Stephan Reschke als Tänzer. Zum Höhepunkt des Wochenendes geriet das Porträtkonzert „Luftrand“  zum sechzigsten Geburtstag von Kunsu Shim, in dem sich Wirken und Geisteshaltung des Komponisten verdichteten. Als faszinierende Mittler präsentierten sich dabei das niederländische Streicher Ensemble Lunatree. Die Brücke zwischen Ost und West schlugen fulminant Sharif Sehnaoui und Joss Turnbull. Fehlen durften auch diesmal nicht Altmeister wie Karlheinz  Stockhausen  und sein Kollege George Crump. Dessen Klavierwerk „Makrokosmos“,  das gleichermaßen dem Impressionismus wie dem amerikanischen Neutöner Henry Cowell verpflichtet ist, bildete, eindrücklich vorgetragen von Roland Techet, den gewaltigen Abschluss. Zufriedene Mienen bei den Veranstaltern. „Ich bin hocherfreut“, versichert Bernd Bleffert, der zusammen mit Thomas Rath die künstlerische Leitung übernommen hatte, „nicht zuletzt über die vielen Besucher“– etwa 900 in diesem Jahr.

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