Trier 4800 Leute stehen in Trier zu Mario Barth

Trier · Niedrigschwellig und zielgruppenorientiert: Die Behauptung „Männer sind faul, sagen die Frauen“ füllt die ganze Arena Trier beim Auftritt von Comedian Mario Barth.

 Das Handmikro gehört bei Mario Barth zur Performance.

Das Handmikro gehört bei Mario Barth zur Performance.

Foto: Karin Pütz

Wenn man sich so umhört, liest niemand die Zeitung mit den vier großen Buchstaben, man schaut entweder gar kein Fernsehen oder nur Arte, die Partei mit dem A wählt keiner, und selbstverständlich kann man mit dem Humor von Mario Barth nichts anfangen. Dass das kollektive Naserümpfen über diese vermeintlichen No-Gos nicht immer ehrlich gemeint ist, beweisen nicht zuletzt die 4800 Zuschauer in der restlos ausverkauften Arena Trier, die Deutschlands erfolgreichsten Comedian sehen wollen – und auch dazu stehen!

„Männer sind faul, sagen die Frauen“ lautet der Titel seines Programms, aber er hätte auch heißen können „Mario Barth live“. Denn seit 18 Jahren scherzt der 45-Jährige über die Klischees, die es in der Beziehung zwischen Männern und Frauen gibt, und das Publikum haut sich ununterbrochen auf die Schenkel. Es wäre einfach, auf Mario Barths niedrigschwelligem Humor herumzuhacken, das gehört ja schon fast zum guten Ton. Aber öfter als gedacht sind seine Geschichten wirklich sehr witzig – wenn er beispielsweise über seine Begegnung mit einem Handwerker spricht, seine pubertierende Nichte imitiert oder Silvester bei Freunden mit Kleinkindern nachspielt.

Wer bei Mario Barth wirklich kein einziges Mal lachen kann, trägt seine Gürtellinie definitiv über der Brust. Dass man für die meisten seiner Scherze den Gürtel aber auf Kniehöhe tragen muss, ist leider auch Fakt. Denn überwiegend ist es – wie seit 18 Jahren – seine ohne ihn offensichtlich völlig lebensunfähige Freundin, über die er herzieht. Wie die meisten Frauen fährt sie natürlich alle zwei Jahre das Auto kaputt, und ihr Freund muss dann telefonisch ein neues bestellen. Klar, dass er auch die Farbe aussucht: „Meine Freundin ist ein Engel, deshalb bekommt sie ein weißes Auto.“ Zwischendurch wird Barth nicht müde, immer wieder zu betonen, dass seine Freundin eigentlich hochintelligent ist. Das jedoch geht unter, denn viel mehr Lacher bringt es, dass sie dem Oralsex nicht abgeneigt zu sein scheint. Im Publikum sitzt ein Zwölfjähriger, den Barth von der Bühne aus anspricht. „Lass dir heute Abend von deiner Mutter erklären, was das ist“, ruft er ihm zu und lacht sich fast schlapp. Die Halle tobt.

Dass es Menschen gibt, die dem Comedian glauben, dass er immer noch über seine eigenen Erzählungen lachen muss, die er jeden Abend in einer anderen Stadt zum Besten gibt, ist geradezu verstörend. Dass aus „Scherz“ auch leicht „Schmerz“ werden kann, zeigt wohl niemand so deutlich wie Mario Barth.

Doch er handelt offensichtlich zielgruppenorientiert: Als er fragt, wer von den anwesenden Männern denn schon mal in den Pool gepinkelt habe, setzt tatsächlich ein Mann in der dritten Reihe an, den Arm zu heben. Glücklicherweise sieht der Comedian das nicht – so viel „Ehrlichkeit“ wäre sogar Mario Barth unheimlich.

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