Bessere Wasserqualität Neue Kläranlage in Grevenmacher macht die Mosel sauberer

Konz/Grevenmacher · Mehr als 400 Millionen Euro hat Luxemburg in den vergangenen Jahren in den Ausbau des Abwassersystems gesteckt. Davon profitiert auch der Grenzfluss zu Deutschland.

 Grevenmacher und Mertert sind schon an die neue Kläranlage in Grevenmacher angeschlossen. Weitere Gemeinden folgen bis 2022.

Grevenmacher und Mertert sind schon an die neue Kläranlage in Grevenmacher angeschlossen. Weitere Gemeinden folgen bis 2022.

Foto: Sidest

Luxemburg ist ein bisschen sauberer geworden. Denn seit einem halben Jahr reinigt eine große Kläranlage das Abwasser an der luxemburgischen Obermosel. Der Bau der Anlage und der dazugehörigen Infrastruktur hat 2014 begonnen – und ist Teil einer landesweiten Abwasseroffensive (siehe Info).

Von wo das Abwasser kommt Die Kläranlage zwischen dem Hafen Mertert und dem Schmetterlingsgarten in Grevenmacher hat vor einem halben Jahr ihren Betrieb aufgenommen. Schon jetzt wird dort das Schmutzwasser aus Grevenmacher und Mertert/Wasserbillig gesäubert. Bald wird das Abwasser aus sechs luxemburgischen Gemeinden dorthin geleitet. Das Industriegebiet Potaschberg ist schon angeschlossen. Die Autobahnraststätte Wasserbillig und das Fahrgastschiff Princesse Marie Astrid sowie die Gemeinden Wormeldingen, Lenningen und Stadtbredimus kommen bald hinzu: Insgesamt soll in Grevenmacher Abwasser aus 19 großen und kleinen Orten an Mosel und Sauer gereinigt werden.

Bis es so weit ist, muss das Syndicat intercommunal de dépollution des eaux résiduaires de l‘Est (Sidest) noch einige Arbeiten erledigen. Laut Sidest-Direktor Jean-Marie Ries sind zurzeit 50 Prozent der vorgesehenen Haushalte und Betriebe am neuen Kanalnetz angeschlossen. Bis 2022 sollen alle Arbeiten abgeschlossen werden. Die Leitung nach Stadtbredimus, das rund 20 Kilometer südwestlich von Grevenmacher liegt, wurde laut Ries schon verlegt. Allerdings fehlen noch Kanäle in Wormeldingen, die das Abwasser von dort bis zur Kläranlage bringen. „Eine größere Baustelle wird es noch in Wormeldingen geben“, sagt Ries zum TV. Davon sind vermutlich auch Tausende deutsche Autofahrer betroffen, die nach Luxemburg pendeln. Ries rechnet damit, dass die Arbeiten in der Ortslage sehr aufwendig sind und drei Jahre dauern. Wenn alles fertig ist, wurden in Luxemburg insgesamt 32 Kilometer Kanalisation und 23 Kilometer Druckleitungen verlegt sowie 17 Regenüberlaufbecken und zehn Abwasserpumpstationen gebaut. Das Klärwerk ist insgesamt auf 47 000 Einwohnergleichwerte (EGW) ausgerichtet. Dieser Wert beinhaltet nicht nur die Menschen, die in dem Bereich leben, sondern rechnet auch das Abwasser aus Gewerbe-, Hotel- oder Winzerbetrieben in einem Gebiet mit dieser Einwohnerzahl mit ein. So werden zum Beispiel für die Autobahnraststätte Wasserbillig  3500 EWG gerechnet.  Insgesamt werden 123,5 Millionen Euro in die Abwasserentsorgung an der Obermosel investiert, 72,5 Millionen Euro für die Kanäle und Pumpen, 51 Millionen Euro für die Kläranlage.

Auswirkungen auf den Fluss Im Vergleich zu vorher werden aus Luxemburg viel weniger Nährstoffe in Mosel und Sauer geleitet. Bisher wurde das Abwasser im Nachbarland in Hausklärgruben oder kleineren Anlagen entsorgt. Laut Ries wurden so etwa 30 bis 40 Prozent der organischen Belastungen aus dem Abwasser entfernt. „In der neuen Kläranlage werden bis zu 98 Prozent der Belastungen abgebaut“, sagt Ries im Gespräch mit dem TV. Zusätzlich werden Stickstoff und Phosphor herausgenommen und somit nicht mehr in den Fluss gegeben.

Sidest-Direktor Ries geht davon aus, dass die neue Klärtechnik zwar „keinen spektakulären Effekt“ auf die Mosel habe, aber dass es „gerade im Sommer eine große Verbesserung“ gebe. Denn die Anlage baut Nährstoffe ab, die dann nicht in die Mosel kommen. So können sich dort weniger Algen bilden. Das wiederum könne dazu führen, dass sensiblere Fischarten überleben. Während die Artenvielfalt aus Ries’ Sicht zunehmen könnte, könnte die Zahl der Fische insgesamt zurückgehen – weil weniger Nährstoffe da sind. Auch die Experten in der Nachbarschaft gehen davon aus, dass sich die Wasserqualität in der Mosel langfristig verbessert. Harald   Gülzow vom Verein zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse (VSR-Gewässerschutz) erklärt auf TV-Anfrage aber, dass es vermutlich ein bis zwei Jahre dauere, bis ein Effekt auf die Mosel festzustellen sei. Dass der Fluss langfristig sauberer werden dürfte, bestätigt auch eine Anfrage bei den Verbandsgemeindewerken Konz. Verwaltungssprecher Michael Naunheim erläutert, dass in der VG Konz 99 Prozent der Haushalte an das Abwassernetz und damit an das Klärwerk an der Saarmündung angeschlossen sind. Die Anlage ist auf 50 400 EWG ausgelegt und damit vergleichbar mit der in Grevenmacher. Naunheim sagt: „Mitte der 1990er Jahre wurden die letzten zusammenhängenden Ortschaften an das Abwassernetz angeschlossen.“ Seitdem habe sich die Abwasserreinigung deutlich verbessert. Das wirke sich natürlich positiv auf die Wasserqualität in den Flüssen aus.

Wärme fürs Schwimmbad Ries ist besonders stolz darauf, dass die Kläranlage komplett überdacht ist. Durch moderne Luftreinigungstechnik würden Geruchsbelästigungen für die nahe gelegene Ortschaft Grevenmacher komplett verhindert. Die Nähe der Kläranlage hat einen weiteren Vorteil. Auf dem Kläranlagengelände befindet sich auch ein Blockheizkraftwerk. Dort wird unter anderem der Klärschlamm verwertet. So können im Winter die Gebäude der Kläranlage mit erneuerbaren Energien geheizt werden. Im Sommer nutzt laut Ries die Gemeinde Grevenmacher die Wärmeenergie, um das örtliche Freibad zu heizen, wo im Sommer auch Tausende Menschen von der deutschen Seite der Mosel schwimmen gehen.

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