Tourismus Riesling schmecken, aber nicht sehen

Ockfen/Konz · Touristiker wollen Weinproben im Dunkeln in der Urlaubsregion rund um Konz und Saarburg etablieren.

  Weine probieren im abgedunkelten Keller: Das könnte bald an Saar und Obermosel verstärkt angeboten werden.

Weine probieren im abgedunkelten Keller: Das könnte bald an Saar und Obermosel verstärkt angeboten werden.

Foto: picture alliance / dpa/Fredrik von Erichsen

(red) Eine Arbeitsgemeinschaft der Urlaubsregion Saar-Obermosel trifft sich regelmäßig, um sich über barrierefreie Tourismusangebote auszutauschen. Zuletzt ging es allerdings nicht um Gespräche. Die Erprobung eines neuen Angebots mit dem Titel „Weinprobe im Dunkeln“ stand als einziger Tagesordnungspunkt in der Einladung zum AG-Treffen. Das Ergebnis des Experiments: Die Teilnehmer wollen ein Konzept entwickeln, um daraus ein festes Angebot für die Urlaubsregion Saar-Obermosel zu machen.

Vor Beginn der Probe konnten sich die Mitglieder noch wenig darunter vorstellen. Zur Vorbereitung hieß es lediglich, man solle eine dickere Jacke mitbringen, weil es kalt werden könne. Treffpunkt – zunächst noch im Hellen – war vor dem Weinhotel Restaurant Klostermühle in Ockfen. Gemeinsam ging es hinunter in den bereits abgedunkelten Weinkeller. Das Weinhotel Restaurant Klostermühle ist nach dem bundesweiten Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“ zertifiziert und somit einer der Vorzeigebetriebe in Sachen Barrierefreiheit in der Region.

„Das wird heute für uns alle ein Experiment“, begrüßte Anna-Lena Koster, Leiterin des Projekts barrierefreier Tourismus in der Modellregion Saar-Obermosel, die Anwesenden um Gastgeberin Maria Mangrich. Doch Winzer Otto Minn nahm allen Teilnehmern schon nach dem Ausschank des ersten Rieslings die anfängliche Skepsis – nachdem er stolperfrei um die lange Tafel gelangte, und man beruhigt sein konnte, dass auch die Kleidung den Nachmittag im Dunkeln  unbeschadet überleben würde. Die AG-Teilnehmer fühlten sich wohl und waren überrascht, wie schnell sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnten. So konnte man nach wenigen Minuten auch die Leckereien erahnen, welche sich neben verschiedenen Korken und Schiefergestein zum Ertasten, ebenfalls auf der gedeckten Tafel befanden.

Sich auf die übrigen Sinne konzentrieren, wenn einem plötzlich der Sehsinn nur noch eingeschränkt zur Verfügung steht, Sensibilisierung und Bewusstsein schaffen – das war der Sinn und Zweck des Testlaufs am Nachmittag. In der anschließenden Besprechung der Weinprobe waren sich alle einig, dass der Wein mit seinen einzelnen Aromen wesentlich intensiver geschmeckt habe. Auch das Brot, das man sonst eher nebenbei esse, sei zum „kulinarischen Highlight“ geworden. Im Dunkeln, so die allgemeine Erkenntnis, seien die Gäste wesentlich fokussierter auf ihren Geschmackssinn und würden nicht durch Visuelles abgelenkt.

Um die Etablierung dieser neuen Idee und die Bündelung ähnlicher Angebote geht es beim nächsten AG-Treffen im Mai. Die Gruppe kommt viermal im Jahr zusammen und steht Interessierten offen. Die Treffen bieten auch praxisnahe Einblicke in die barrierefreie Gestaltung von touristischen Betrieben und Angeboten.

Informationen zum barrierefreien Tourismus gibt Projektleiterin Anna-Lena Koster vom Verein Saar-Obermosel-Touristik: E-Mail an koster@saar-obermosel.de, Telefon 06501/60180420.

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