Drogen Drogenpizzeria-Prozess in Trier: Neffen liefern ihren Onkel ans Messer

Trier · Mit einem frühzeitigen Geständnis hätte der Hauptangeklagte im Drogenpizzeria-Prozess die drohende Strafe reduzieren können. Doch der 40-Jährige schweigt. Dafür redet die Verwandtschaft.

 Mehr als 90 Kilogramm Marihuana entdeckten Trierer Drogenfahnder in einer Garage des Pizzeriabetreibers.

Mehr als 90 Kilogramm Marihuana entdeckten Trierer Drogenfahnder in einer Garage des Pizzeriabetreibers.

Foto: g_pol1 <g_pol12@volksfreund.de>

Der Vorsitzende Richter Günther Köhler gibt sich alle Mühe, dem Hauptangeklagten ein Geständnis schmackhaft zu machen. „Wenn Sie hier heute reinen Tisch machen“, sagt Köhler, werde dies später bei der Urteilsfindung strafmildernd berücksichtigt. „Und in Ihrem Fall“, fügt der Vorsitzende Richter hinzu, „rede ich nicht von Monaten, sondern von Jahren.“

Der wegen Drogenhandels im großen Stil auf der Anklagebank sitzende Pizzeriabesitzer zeigt sich unbeeindruckt. Er wolle sich an diesem ersten Prozesstag nur zu seiner Person äußern, aber nicht zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft, lässt er seinen Verteidiger Pierre Wolff erklären.

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Auch der zweite Versuch Köhlers geht ins Leere. Als die beiden mitangeklagten Neffen des 40-jährigen Mannes aus dem Kosovo über ihre Anwälte ausrichten lassen, sie würden aussagen, ermuntert der Vorsitzende Richter noch einmal den Hauptangeklagten: „Wenn Sie jetzt als Ältester und Erster aussagen, wird sich das strafmildernd auswirken. Ich rate Ihnen das dringend.“

Die Sitzung wird auf Bitten von Verteidiger Wolff kurz unterbrochen, damit er sich mit seinem Mandanten besprechen kann. Doch das Ergebnis bleibt dasselbe: Der Besitzer der neben der Trierer Konstantinbasilika gelegenen Pizzeria Te Basilika schweigt zu den Vorwürfen – jedenfalls am ersten Verhandlungstag.

Die Tat, wegen der er und seine beiden Neffen sich seit Montag vor dem Trierer Landgericht verantworten müssen, hat Schlagzeilen gemacht. Zum einen wegen der Menge: Es geht um rund 100 Kilogramm Marihuana. Aus regionaler Sicht ein rekordverdächtiger Fund der Trierer Fahnder. Aber auch der Umschlagplatz für die Drogen ließ aufhorchen. Im Keller des im Trierer Zentrum gelegenen Restaurants soll das Rauschgift portioniert und weitergegeben worden sein, während oben, im eigentlichen Restaurant, die Pizzen im Ofen köchelten. So haben es jedenfalls die beiden redseligen Neffen geschildert, die zunächst beide ebenfalls inhaftiert, aber inzwischen unter Auflagen auf freiem Fuß sind. Wenn sie Glück haben, kommen sie am Ende des Prozesses mit einem blauen Auge, also einer Bewährungsstrafe, davon.

Der jüngste Angeklagte ist gerade mal 21, macht derzeit sein Fachabitur und hat bei seinem Onkel ab und an ausgeholfen, um ein paar Euro nebenbei zu verdienen. Irgendwann im vergangenen Jahr entdeckte er nach eigenen Angaben etwas „Gras“ in einem Pizzakarton. Er habe seinen Onkel darauf angesprochen und schließlich selbst ein paarmal etwas an einen Bekannten verkauft – mit einem Aufschlag von 30 Prozent fürs eigene Portemonnaie.

Der Großteil der Drogen war zunächst in einem Raum untergebracht, in dem der Restaurantbesitzer auch sein eigenes Eis produzierte. Später diente eine Garage in Trier-Nord als Kühl- und Lagerraum. Von dort aus wurde das vakuumierte Rauschgift in den Keller der Pizzeria gebracht und daselbst portioniert. Das schildert zum Prozessauftakt am Montag der andere Neffe, der im Kosovo ein Studium begonnen hat, am Ende aber in der Trierer Pizzeria seines Onkels hängengeblieben ist und dort Mädchen für alles war.

„Und wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?“, will der Vorsitzende Richter am Montag von dem 23-Jährigen wissen. „Eine Familie gründen, einen Job finden und dann arbeiten“, antwortet der junge Mann, der später ein paar Tränen vergießt, als der Haftbefehl außer Vollzug gesetzt wird und er seine Frau in die Arme nehmen kann.

Zu diesem Zeitpunkt ist der hauptangeklagte Onkel schon wieder unterwegs ins Koblenzer Gefängnis. Er hat seine beiden Neffen während deren Aussagen keines Blickes gewürdigt und nur mal ab und an und kaum merklich den Kopf geschüttelt. Spätestens seit diesem ersten Prozesstag dürfte  das einst wohl gute Verhältnis der drei Verwandten Geschichte sein.

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