Energie Windkraftinvestoren in den Startlöchern

Daun/Kelberg · Für den Bereich der Verbandsgemeinde Kelberg, die sich gegen eine Energie-Gesamtplanung entschieden hat, wird nun nach und nach jeder Einzelantrag geprüft. Das Thema beschäftigt Gegner wie Befürworter gleichermaßen.

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Foto: e_daun <e_daun@volksfreund.de>

Die Wählergruppe „Sturm im Wald“ geht mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord und mit der Kreisverwaltung hart ins Gericht: „Unter Missachtung gesetzlicher Vorgaben hat die SGD Nord zusammen mit der Kreisverwaltung die ersten drei von insgesamt sechs Zielabweichungsverfahren im Bereich der VG Kelberg genehmigt: Es besteht jetzt Baurecht für zunächst elf Windkraftanlagen (WKA). Dabei hatte die Kreisverwaltung noch im Rahmen der letztlich gescheiterten Flächennutzungsplanung der Verbandsgemeinde die Genehmigungsfähigkeit bestritten. Jetzt wurde in unverantwortlicher Weise den Anträgen von privaten Investoren nachgegeben und das Landschaftsschutzgebiet Kelberg der Windkraftindustrie überlassen. Damit wird aus der Vulkanlandschaft, die wegen ihrer Schönheit und der Reichhaltigkeit der Natur einen extrem hohen Schutz genießt, ein menschenfeindliches Industriegebiet“, befürchtet Wählergruppensprecher Reinhold Jansen.

Und auch die Grünen outen sich als Windkraftskeptiker. So sagt Peter Kühbach vom Kelberger Ortsverband: „Das Landschaftsschutzgebiet Kelberg braucht höchsten Schutzstatus. Der Bau von Windkraftanlagen in diesem Gebiet ist verantwortungslos gegenüber den Menschen, der Umwelt und der Natur. Hier zeigt es sich, wie in der Vergangenheit durch Interessenpolitik im VG-Rat Kelberg Voraussetzungen geschaffen worden sind, die jetzt zu unverantwortlichem Wildwuchs von Windkraftanlagen führen.“ Im Gespräch mit dem TV erläutert der Grünen-Kreisgeschäftsführer Dietmar Johnen das, was manche für ein Umdenken der Öko-Partei halten: „Im ganzen Kreis gibt es kein Potenzial mehr für neue Windkraftanlagen. Stattdessen sollte auf Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden gesetzt werden, das bringt den Gemeinden dasselbe Geld.“ Er geht davon aus, dass Bundes- und Landesregierung die Kommunen generell zu einer solchen Vorgehensweise verpflichten werden.

Unterdessen bleiben die Ortsbürgermeister, in deren Dörfern neue Windräder gewollt sind, auf Kurs. Harald Fell aus Boxberg begrüßt die Forcierung von Photovoltaik und verweist auf das bereits entsprechend ausgestattete Bürgerhaus. Zugleich sieht er keinerlei ablehnende Haltung gegenüber den bereits seit zwanzig Jahren dort bestehenden Windkraftanlagen. Die Kritik am Bau jeglicher weiterer Windkraftanlagen ist für ihn angesichts der notwendigen Energiewende nicht nachvollziehbar. „Diese Auffassung spiegelt übrigens auch die Stimmung im Gemeinderat und auch innerhalb der Bevölkerung in unserem Ort wider.“ Wünschenswert sei die Energieerzeugung dort, wo sie verbraucht wird, „was auch eine gewisse Sicherheit der Versorgung durch Unabhängigkeit von überregionalen zentralen Stromtrassen bedeutet. Dies kann natürlich nur erreicht werden, wenn entsprechende Anlagen möglichst flächendeckend vorhanden sind.“

Alois Sicken, Ortsbürgermeister von Bongard und selbst Mitarbeiter des Bauamtes der Kreisverwaltung, ist dort nicht verantwortlich für eventuelle Windrad-Genehmigungen in der eigenen Gemarkung. Er weist den Vorwurf des „Wildwuchses“ von Windkraftanlagen zurück. Auch die Transparenz sei immer gegeben: „In der gesamten Zeit sind alle getroffenen Entscheidungen im Gemeinderat beraten und besprochen worden, die Vorgehensweise ist immer einstimmig beschlossen worden. Die Bevölkerung wurde von Anfang an in dieses Thema mit eingebunden. Aus diesen Veranstaltungen ging hervor, dass die Bürger und Bürgerinnen von Bongard mit deutlicher Mehrheit zu den geplanten Windkraftplanungen stehen.“  In der Gemarkung Bongard seien die Flächen, auf welchen die WKA errichtet werden können, alle im Eigentum der Gemeinde. Das bedeutet, dass die Pachteinnahmen aus den WKA allen Bürgern zugute- kommen können und nicht nur einzelnen Privatpersonen.“

Die von „Sturm im Wald“ und den Grünen geäußerte Kritik könne er „nicht allesamt teilen, da sie aus meiner Sicht größtenteils falsch und nicht ausreichend fundiert begründet sind“. Es fühle sich an „wie eine Kampagne für den Kommunalwahlkampf 2019“. Dies leugnen die Windkraftskeptiker gar nicht. Peter Kühbach appelliert ausdrücklich, „bei der Kommunalwahl am 26. Mai zur Wahl zu gehen und genau diesen politischen Machenschaften ein Ende zu setzen“. Und Reinhold Jansen schlägt in dieselbe Kerbe: „Bei den Kommunalwahlen im Mai 2019 besteht Gelegenheit, die zu unterstützen, die sich gegen die Zerstörung unserer Heimat wehren und sich mit allen Mitteln für den Erhalt unserer europaweit einzigartigen Vulkanlandschaft einsetzen.“ Damit dürfte ein Kernthema der kommenden Wahlen klar abgesteckt und für die Bürgerinnen und Bürger interessant sein, wie sich die übrigen Parteien und Wählergruppen positionieren.

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