Aus dem Archiv: Das Unwetter im Juni 2018 Das Bangen nach den Fluten - Zerstörung und Schäden in Millionenhöhe (Fotos/Videos)
Dudeldorf/Kyllburg · So schnell die Wassermassen gekommen sind, so schnell flossen sie wieder ab. Zurück bleiben Zerstörung und Schäden in Millionenhöhe. Rad- und Wanderwege sind zum Teil gesperrt.
Wolfgang Krämer, Bürgermeister von Kyllburg, läuft mit neongelber Warnjacke durch das vom Unwetter gebeutelte Städtchen. Wie war die Nacht? „Kurz. Aufregend. Man kommt nicht zum Schlafen“, sagt er und zündet sich eine Zigarette an, bevor er weitereilt.
Dem Orsfelder Weg und der Straße Am Steinberg gilt am Dienstagmorgen sein besonderes Augenmerk. Die Bewohner von zwölf Häusern mussten die Nacht in ein Kyllburger Hotel ausquartiert werden, weil ein Kanalbauwerk oberhalb der Straße drohte einzustürzen. Doch der Hang blieb trotz des anhaltenen Regens stabil.
„Was sollen wir machen? Wir verlassen uns auf das, was die Fachleute sagen“, sagt Erich Steffens in ruhigem Tonfall. Sein Haus steht wenige Meter von der Abbruchkante, die der reißende Korlesbach am Samstagabend hinterlassen hat. Nachts werden er und seine Frau Marlies in ein Kyllburger Hotel ausquartiert, tagsüber dürfen sie zurück. Doch so richtig wohl fühlen sich die älteren Herrschaften nicht.
„Wir wollen das tiefe Loch wieder aufbauen und das Bauwerk sichern“, sagt Josef Junk, Bürgermeister der VG Bitburger Land. Das seien erste Notfallmaßnahmen. „Danach müssen wir mit fachlicher Unterstützung und finanzieller Hilfe eine Lösung erreichen, die dauerhaft trägt.“
Marianne Hennig (85 Jahre), ihre Nachbarin Maria Kemen (91 Jahre) und ihre Tochter Petra Jost-Kemen haben auch im nahe gelegenen Hotel Müller übernachtet. „Ich kam vom Cousinentreffen und konnte gerade noch ein Täschelchen packen, es musste ganz schnell gehen“, sagt Marianne Hennig. „Ich habe heute einen neben mir laufen, ich bin nicht richtig gut drauf“, sagt Maria Kemen. Alle drei Frauen loben die Mitarbeiter der Verbandsgemeinde und die Feuerwehrleute, die sich vorbildlich um alles kümmern würden.
Voll des Lobes ist auch Joachim Streit, Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Der macht sich am Dienstagmorgen auf den Weg zu den betroffenen Orten. „Ein großes Lob an alle. Ich bin richtig stolz, wie hier Solidarität gelebt wird“, sagt er. Er merke aber, dass bei den Helfern die Kräfte schwinden. Die Sitation in Dudeldorf bezeichnete er als „Drama“. Die Bewohner wurden zweimal vom Hochwasser heimgesucht. Viele hätten keine Elementarversicherung und bekommen die Schäden nicht ersetzt.
Deswegen haben DRK und Eifelkreis ein Spendenkonto eingerichtet (siehe Info). Der Eifelkreis will 50 000 Euro spenden und die Kreissparkasse Bitburg-Prüm hat bereits 25 000 Euro eingezahlt. Wichtig sei nun, dass die Ortsgemeinden und Verbandsgemeinden die Schäden bei der Kreisverwaltung melden, damit man für die gemeindlichen Einrichtungen bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Maßnahmen genehmigt bekomme. Wie viel das Land entschädigen werde sei noch die große Frage.
Nicht gegen die Schäden des Hochwassers versichert ist auch Michaela Alger-Back aus Dudeldorf. Bei ihr ist nicht nur das Wasser meterhoch in Haus und Garage gelaufen, auch ihre zwei Autos wurden total zerstört. „Das war Wahnsinn, innerhalb von fünf Minuten kamen die Fluten und schwemmten mein Auto weg“, sagte sie. Das andere habe in der Garage gestanden und sei auch vollgelaufen. Ihr Sohn Luca wollte zur Hilfe eilen, aber er kam nicht durch die Wasserfluten zum Haus seiner Mutter.
Auch die Rad- und Wanderwege in Nord- und Südeifel hat es schwer getroffen. Folgende Bereiche sind nicht befahrbar: Prümradweg zwischen Lünebach und Pronsfeld (Bierbachbrücke), Nimsradweg zwischen Seffern und Bickendorf, Eifel-Ardennen-Radweg zwischen Bleialf und Ihren, Höhe Heltenbacher Mühle und der Kyllradweg zwischen Erdorf und Hüttingen. Umleitungen sind eingerichtet.
„Beim Kyllradweg gibt es eine Hangrutschung im Bereich, wo der Radweg die B 50 quert. Dort wollen wir relativ zügig rangehen“, sagt Bruno von Landenberg, stellvertretender Dienststellenleiter des Landesbetriebs Mobilität Gerolstein. Wann die einzelnen Sperrungen wieder aufgehoben werden, sei im Moment nicht absehbar.
Relativ flächendeckend seien die Wanderwege in der VG Südeifel und der VG Arzfeld betroffen, sagt Daniela Torgau, Geschäftsführerin des Zweckverbands Naturpark Südeifel. „Wir erfassen auf Hochtouren die Schäden, aber wir reden da auch über 100 Wanderwege - das dauert ein bisschen.“
Wer sichergehen möchte, ob ein Wanderweg begehbar ist, könne sich auf der Internetseite www.naturwanderpark.eu unter dem Unterpunkt „Aktuelles“ und dann „Umleitungen“ informieren.