Landwirtschaftsschau beim Beda-Markt 2017: Bitburgs Next Top-Model

Bitburg/Wittlich · Ein birnenförmiger Körper, exakt platzierte Zitzen, ein breites Maul und klare Augen: Das gefällt Züchtern an Kühen.

 Das ist Rumba (Bildmitte oben), eine junge Holstein-Kuh, die am Wochenende beim Beda-Markt den Schaurichtern vorgeführt wird.

Das ist Rumba (Bildmitte oben), eine junge Holstein-Kuh, die am Wochenende beim Beda-Markt den Schaurichtern vorgeführt wird.

Foto: (e_bit )

Da steht sie und hat noch nicht mal den Hauch einer Ahnung, wie schön sie ist. Dürfte ihr auch recht egal sein. Dabei hätte Rumba gute Chancen, Miss Bitburg zu werden. Aber die Wahl zur schönsten Jungkuh ist erst wieder 2018, dann in der neuen Auktionshalle, die die Rinder-Union West gerade in Fließem baut. Rumba gehört zu den Tieren, die bei der letzten Landwirtschaftsschau, die in Bitburg zum Beda-Markt über die Bühne geht, präsentiert wird.

Die Tiere, die auf dem Beda-Markt im Ring in der Auktionshalle zu sehen sind, gehören zu den Besten ihrer Art. "Wir fahren jedes Jahr zu der Messe", sagt Landwirt Thomas Kreutz aus Wilsecker: "Da ist ein großes Fachpublikum, man trifft viele Kollegen und es gibt mehr Interessenten als auf einer normalen Auktion." Dieses Mal ist er mit seiner Kuh Rumba, zwei weiteren Jungkühen, einem Bullen und einem Kalb dabei.

Für die Rinder werden zwischen 1500 und 4000 Euro gezahlt. "Wir hatten auch schon Spitzenpreise von um die 80 000 Euro für ein Kalb", sagt Gerd Grebener, Leiter der Rinder-Union West, die die Ausstellung organisiert. Aber solche Höchstpreise gibt es nur bei "Sonder-Sales", Sonderverkäufen mit sehr besonderen Zuchttieren.
Das Niveau beim Beda-Markt sei sehr hoch, aber nicht mit Sonder-Auktionen wie etwa der German Master Sales vergleichbar. Rund 120 Rinder werden diesmal bei Auktionen zum Verkauf angeboten. Noch mal ebenso viele werden bei Beurteilungswettbewerben prämiert. Für die Züchter sind diese Wettbewerbe auch eine gute Werbemöglichkeit.
Aber was macht eigentlich eine schöne Kuh aus? "Schön ist relativ. Ob einem ein Tier gefällt oder nicht, ist ja auch Geschmackssache", sagt Grebener. Aber für Züchter gibt es natürlich schon Kriterien, auf die man achtet: "Da ist eine Kuh dann schön, wenn sie dem Zucht-Ideal möglichst nahe kommt." Und zu diesem Zucht-Ideal zählen beispielsweise eine bestimmte Stellung des Beckens, bei dem die Hüftknochen sich unter dem Sitzbein befinden. Warum das? "Diese Beckenstellung trägt dazu bei, dass sich die Gebärmutter nach der Geburt eines Kalbs schnell und gründlich reinigt", erklärt Grebener.

Schönheitsideale haben bei den Kühen einen klar erkennbaren Nutzen und sind damit auch keine Geschmackssache, sondern objektiv beurteilbar. So sollte der Körperbau der Kuh, wenn man sie von vorne ansieht, birnenförmig sein. "Das sind Kühe, die viel Milch geben, also richtige Powerfrauen", erklärt Grebener. Milch gibt die Kuh nicht einfach so, sondern für ihr Kalb. Im Schnitt etwa 8000 Liter in einer Laktation - das ist die Phase von der Geburt des Kalbes bis zur Abstillung, und die dauert etwa 305 Tage. "Aber die Spannbreite bei der Milchleistung ist sehr groß", sagt Grebener. So würde die Menge zwischen 5000 und 12 000 Litern pro Laktation schwanken. Eine Zahl, die deutlich macht, warum es sich für die Landwirte lohnt, besonders produktive Tiere zu züchten.

Weitere Zuchtkriterien, erklärt Grebener, sind neben einem breiten Flotzmaul ("die können viel fressen") und klaren, offenen Augen und gespitzten Ohren ("die sind aufmerksam und gesund") auch gerade Beine ("die können sich gut bewegen") und ein fest aufgehängtes Euter, wie es in der Fachsprache heißt, mit exakt platzierten Zitzen. Und das wiederum ist wichtig, damit die Kühe auch von den modernen Melkrobotern gemolken werden können und nicht jede Zitze einzeln per Hand an die Melkmaschine gelegt werden muss. Für die Kuh bedeutet das ein Stück Selbstbestimmung. Wie das?

In dem modernen Stall von Landwirt Kreutz in Wilsecker schiebt nicht nur ein Roboter alle zwei Stunden frisches Futter an die Tröge, sondern dort gibt es auch zwei Melkroboter. Die können die Kühe aufsuchen, wenn ihnen danach ist. Im Schnitt tun sie das drei Mal am Tag. "Das ist gut für die Tiere, weil das Euter nicht so voll und prall wird", sagt Kreutz.
Der Landwirt, der 360 Tiere hält und 135 Hektar Land bewirtschaftet, arbeitet mit modernster Technik. Der Stall ist groß und geräumig, hell, sauber, und die Tiere haben Platz. Die Investitionen, die er dafür vor gut fünf Jahren getätigt hat, hat er nie bereut, auch wenn, wie Kreutz sagt, 2016 mit dem extrem niedrigen Milchpreis "große Löcher gerissen hat". "Da haben wir Tag für Tag draufgelegt", sagt Kreutz. Inzwischen erholt sich der Markt etwas. Bis zu 38 Cent bekommt der Bauer derzeit für ein Kilo Milch einschließlich aller Sonderzulagen (etwa für Heufütterung) ausgezahlt, vorausgesetzt, die Milch punktet mit hohen Werten bei Inhaltsstoffen wie Eiweiß, Fett und weiteren Kriterien. Wie seine Kollegen hofft auch Kreutz, dass sich der Milchpreis stabilisiert und langfristig auch noch mal erhöht. Trotz finanzieller Unsicherheit ist er Landwirt aus Leidenschaft: "Der Beruf ist vielseitig, man ist draußen in der Natur, arbeitet mit der Natur und den Tieren und ist sein eigener Chef."

Zum Beda-Markt wird Kreutz seine Färse Rumba so richtig herausputzen. Die junge Kuh wird gewaschen, rasiert und frisiert. Keine Frage: Im Ring zeigen die Züchter ihre Schautiere absolut top hergerichtet. Das Fell wird gestriegelt und an der Rückenoberlinie in Form geschnitten. Aber bis dahin malmen Rumba und ihre Mitstreiter, die aus ganz Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Luxemburg und Nordrhein-Westfalen anreisen, noch gemütlich ein bisschen Heu in ihren Ställen. Ställe, die völlig anders sind als noch vor Jahrzehnten, aber deshalb keineswegs schlechter. Im Gegenteil. Aber davon kann sich jeder selbst ein Bild machen. Zum Beispiel beim Beda-Markt.
Größte Schau ihrer Art in ganz Rheinland-Pfalz

Zum Beda-Markt stellt die Rinder-Union West in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Trier die größte landwirtschaftliche Fachausstellung in Rheinland-Pfalz in Bitburg auf die Beine. Im Ring in der Auktionshalle werden 120 Rinder zum Verkauf angeboten und 100 weitere bei Tierbeurteilungswettbewerben vorgeführt. Zudem werden Schafe, Kaninchen und Pferde gezeigt und etwa 60 Aussteller - Futtermittelhersteller, Stallbauer, Molkereien und mehr - präsentieren sich an Ständen. Die Landwirtschaftsschau ist Samstag und Sonntag, 18./19. März, 10 bis 18 Uhr geöffnet. Extra

 Im Stall von Thomas Kreutz in Wilsecker schiebt ein Roboter den Kühen frisches Futter in die Tröge. TV-Fotos (4): Dagmar Schommer

Im Stall von Thomas Kreutz in Wilsecker schiebt ein Roboter den Kühen frisches Futter in die Tröge. TV-Fotos (4): Dagmar Schommer

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 Im Stall von Thomas Kreutz in Wilsecker schiebt ein Roboter den Kühen frisches Futter in die Tröge. TV-Fotos (4): Dagmar Schommer

Im Stall von Thomas Kreutz in Wilsecker schiebt ein Roboter den Kühen frisches Futter in die Tröge. TV-Fotos (4): Dagmar Schommer

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 Zwei Modelle, zwei Mal rotbunt, zwei Rassen: Das Modell oben zeigt eine Holstein-Kuh, eine reine Milchkuh. Das Modell darunter zeigt Fleckvieh, das Milch und Fleisch bringen soll. Fleckvieh ist stämmiger, bleibt aber in der Milchleistung hinter den Holstein-Kühen zurück.

Zwei Modelle, zwei Mal rotbunt, zwei Rassen: Das Modell oben zeigt eine Holstein-Kuh, eine reine Milchkuh. Das Modell darunter zeigt Fleckvieh, das Milch und Fleisch bringen soll. Fleckvieh ist stämmiger, bleibt aber in der Milchleistung hinter den Holstein-Kühen zurück.

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Der Eifelkreis Bitburg-Prüm (97 000 Einwohner; alle Angaben Statistisches Landesamt gerundet) zählt 1500 landwirtschaftliche Betriebe, die 80 000 Hektar (etwa die Hälfte der Fläche des Kreises) landwirtschaftlich nutzen. Es gibt 94 000 Rinder, 65 000 Schweine, 51 000 Legehennen und 6500 Schafe.Im Kreis Vulkaneifel (61 000 Einwohner) gibt es nur 655 Betriebe, die mit 31 000 Hektar etwa ein Drittel der Fläche des Kreises nutzen. Es gibt 32 000 Rinder, 12 000 Legehennen und 7400 Schafe. Im Kreis Bernkastel-Wittlich (112 000 Einwohner) gibt es zwar mit fast 1600 die meisten landwirtschaftlichen Betriebe. Die bewirtschaften aber nur rund 34 000 Hektar. Mehr als 1000 der Betriebe sind Winzer. Es gibt 24 000 Rinder, 13 000 Schweine, 7300 Legehennen und 6400 Schafe.

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