Dorfentwicklung Eine Fusion und ein besonderes Hochzeitsgeschenk

Hisel/Brimingen · Die Hiseler und Briminger haben ihre erste gemeinsame Gemeinderatssitzung abgehalten. Und wie bei jeder Eheschließung werden die Eifeler gleich zu Beginn mit Präsenten überhäuft.

 Sie haben Grund zum Feiern: Viele Bürger sind der Einladung zur Fusionsfeier in Brimingen gefolgt.

Sie haben Grund zum Feiern: Viele Bürger sind der Einladung zur Fusionsfeier in Brimingen gefolgt.

Foto: Gemeinde Brimingen

Zwei trauen sich. Da dürfen Geschenke natürlich nicht fehlen. Worüber könnten sich frisch Vermählte besonders freuen? Geld? Nee, zu unpersönlich. Dann doch lieber eine Collage“, hat sich Werner Colling wohl gedacht.

Und was ist auf dem Hochzeitsgeschenk zu sehen: Bilder von Braut und Bräutigam, versteht sich, nebst einem küssenden Paar, einer Blume und zwei verschlungenen Ringen. Hach, wie romantisch. Aber auch ganz normal, wenn es sich bei den frisch gebackenen Eheleuten um Menschen handeln würde.

Colling hat sein Hochzeitsgeschenk aber den beiden Dörfern Hisel und Brimingen gemacht. Die zwei Orte im Bitburger Land haben nämlich Anfang des Jahres den Bund fürs Leben geschlossen. Fusionspläne gab es schon seit zwei Jahren. Nun wurden sie Wirklichkeit. Das bewog den Eifeler Colling dazu, die Fotomontage anzufertigen und an den Volksfreund zu schicken. Er fügt noch einen Gruß hinzu: Er wünsche den Gemeinden für die Zukunft großes Glück und kleine Schuldenberge. „Wir werden Hisel nie vergessen und immer in unseren Herzen tragen“, schreibt der Mann, der gebürtig aus Utscheid-Rußdorf unweit vom ehemaligen Zwergendorf Hisel stammt.

Heute ist Hisel Geschichte. Immerhin: Der ehemalige Ortsname steht weiter auf dem Straßenschild. Und auch der Bürgermeister bleibt derselbe. Die Briminger haben nämlich den Hiseler Peter Neyses mit 93,5 Prozent zu ihrem Dorfchef gewählt. Sein Vorgänger Werner Altringer, 69, wollte aus Altersgründen nicht mehr antreten.

So mancher Hiseler wird trotzdem mit ein wenig Wehmut auf die vergangenen Tage zurückblicken. Auf der ersten gemeinsamen Ortsgemeinderatssitzung war von Trauer  aber offenbar wenig zu spüren. Das Foto zeigt vergnügte Bürger. Die Hochzeitsgesellschaft scheint sich prächtig zu amüsieren. Aber es gibt ja auch Grund zum Feiern.

Das liegt an zwei wenig kreativen, aber nicht weniger willkommenen Geschenken. Das Land prämiert die Fusion mit 20 000 Euro. Und auch von der Verbandsgemeinde (VG) Bitburger Land gibt es 10 000 Euro Unterstützung.

Durch den Geldsegen können die Schulden der ehemaligen Gemeinde Hisel getilgt werden.  Und Lob vom VG-Bürgermeister Josef Junk gab es für die frisch gebackene Gemeinde auch noch: „Die Dynamik, mit der die verantwortlichen Personen den Fusionsprozess betrieben haben, hat mich begeistert“, sagt er. Er würde sich freuen, wenn andere Kleinstorte diesen Schritt ebenfalls wagen würden.

 Hach, wie romantisch: Werner Colling hat eine Collage von der Fusion Hisels und Brimingens angefertigt.

Hach, wie romantisch: Werner Colling hat eine Collage von der Fusion Hisels und Brimingens angefertigt.

Foto: Werner Colling

Davon gibt es gerade in der Eifel genug. Einige sind hochverschuldet. Bereit für einen Zusammenschluss sind trotzdem nicht alle. Die Gemeinde Scheitenkorb hatte sich etwa erst kürzlich dazu entschieden, nicht mit dem benachbarten Karlshausen zu fusionieren (der TV berichtete). Die Südeifeler müssen dann aber auch auf Hochzeitsgeschenke verzichten.

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