Umwelt Kerosin-Nebel soll sich lichten - Aber keine Messstation in der Eifel

Bitburg/Prüm · Die Landesregierung hat zwei neue Messstationen für Kerosin in Betrieb genommen. Sie liegen in der Westpfalz und im Hunsrück. In der Eifel ist keine Messstation geplant. Dabei lassen Flugzeuge auch hierzulande Treibstoff ab.

 Diese Station in Leisel (Kreis Birkenfeld) erfasst die Belastungen durch Kerosin in der Luft. In der Eifel ist keine solche Messstelle geplant.

Diese Station in Leisel (Kreis Birkenfeld) erfasst die Belastungen durch Kerosin in der Luft. In der Eifel ist keine solche Messstelle geplant.

Foto: dpa/Umweltministerium

Nicht nur Bilder sagen oft mehr als Worte – sondern auch Zahlen. Um die Dimension der Treibstoffablässe im deutschen Luftraum zu begreifen, hilft daher ein Blick in die Statistik: 26 Vorfälle hat das Luftfahrtbundesamt seit Anfang 2018 erfasst. Neunmal sollen Flugzeuge ihre Klappen über Rheinland-Pfalz geöffnet haben. Die Tendenz? Steigend, sagt Landesumweltministerin Ulrike Höfken. 590 Tonnen Kerosin seien allein seit Anfang 2016 über dem Bundesland runtergegangen.

Naturschützer befürchten, dass der Spritregen nicht folgenlos bleibt, womöglich Gewässer, Böden und die menschliche Gesundheit belasten könnte. Das Problem: Wissenschaftliche Erkenntnisse über mögliche Gefahren des Treibstoffablasses gibt es bislang keine. Die Veröffentlichung einer Studie hat der Bund von November 2018 auf den 8. Mai verschoben. Bei der 92. Umweltministerkonferenz sollen die Ergebnisse vorliegen. Bis dahin sind die Behörden aber nicht untätig gewesen.

Inzwischen werden Treibstoff­ablässe binnen 24 Stunden auf der Homepage des Luftfahrtbundesamtes veröffentlicht. Das ist auch eine Folge von Resolutionen, wie sie etwa der Kreistag des Eifelkreises und der Verbandsgemeinderat Speicher 2018 beschlossen haben.

Aber nicht nur digital wird aufgerüstet. Das rheinland-pfälzische Umweltministerium hat vor Kurzem auch zwei neue Messstationen für Kerosin in Betrieb genommen (der TV berichtete). Bislang gab es nur eine Kontrollstelle am Hortenkopf im Pfälzerwald, die Kohlenwasserstoffverbindungen in der Luft erfasst. Jetzt sind jeweils ein solches Gerät in Dunzweiler, in der Westpfalz (Kreis Kusel), und eins in Leisel,  im Hunsrück (Kreis Birkenfeld) hinzugekommen.

Alle drei Stationen liegen im Süden des Bundeslandes. Der Norden, sprich: die Eifel, geht leer aus. Und das wird so bleiben, teilt eine Sprecherin des Landesumweltministeriums auf TV-Anfrage mit. Ein Problem sieht die Mitarbeiterin darin aber nicht: „Mit der Inbetriebnahme der beiden zusätzlichen Messgeräte ist ein großräumiges Überwachungsgebiet abgesteckt.“ Aber reicht es bis in die Eifel?

Immerhin verzeichnet das Luftfahrtbundesamt auch hierzulande Treibstoffablässe. Zuletzt verabschiedete sich eine  Boeing im Oktober 2018 über dem „äußersten Westen von Rheinland-Pfalz“ von rund 2,7 Tonnen Kerosin (der TV berichtete). Zugegeben: Im Pfälzer Wald mag es häufiger zu solchen „Fuel Dumpings“ kommen. Aber auch die Eifel ist ein Drehkreuz des internationalen Luftverkehrs. Etliche Maschinen, die in Nordrhein-Westfalen, den Niederlanden oder Belgien starten, fliegen über das Funkfeuer Nattenheim (Bitburger Land). Zwischen 500 und 1100 Flugbewegungen zählt die Deutsche Flugsicherung täglich im Eifelkreis.

Womöglich ist es aber gar nicht entscheidend, wo genau der Sprit aus dem Tank läuft, weil der Treibstoff ohnehin verwirbelt wird. Das jedenfalls sagt die Sprecherin des Landesumweltministeriums: „Da der Notablass von Kerosin in der Regel in großer Höhe und hoher Geschwindigkeit erfolgt, verteilt sich das Aerosol unter zunehmender Verdünnung mit dem Wind über weite Gebiete, die auch mehrere Bundesländer einschließen können.“ Das heißt im Klartext: Wenn in der Eifel was runtergeht, wird es auch im Pfälzerwald messbar sein – oder zumindest im Hunsrück.

Dennoch könne es sein, dass das Messnetz in Zukunft ausgeweitet wird. Das hänge, so die Sprecherin des Ministeriums, von den Ergebnissen der Bundes-Untersuchung und von den Messwerten ab. Bislang hätten die drei Stationen aber nichts Auffälliges aufgezeichnet. Die Messwerte seien typisch für den ländlichen Raum, sagt Umweltministerin Höfken.

Am stärksten mit Kohlenwasserstoffverbindungen belastet, ist die rheinland-pfälzische Luft übrigens in den Städten, etwa in Mainz und in Ludwigshafen. Die hohen Werte, die dort gemessen werden, stammen laut Umweltministerium aus dem Verkehr und der Industrie. In welchem Umfang Flugzeugabgase zur Luftverschmutzung beitragen, ist unklar – und wohl auch schwer zu belegen. Denn zwar wird die Region oft überflogen, Flughäfen auf rheinland-pfälzischem Boden gibt es aber keine – zumindest keine zivilen.

Wohl starten aber täglich militärische Maschinen etwa von der Air Base Spangdahlem und dem Nato-Fliegerhorst Büchel. Die Jets können zwar kein Kerosin ablassen. Beim Verfeuern des Sprits entstehen aber Abgase. Wie viel Kohlenwasserstoff durch die Turbinen in die Luft gelangt, ist aber nicht nachweisbar – zumindest solange nicht, bis es eine Messstation in der Eifel gibt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort