Kultur Abschluss des Jubiläumsjahres: Tschöö Marx, wir waren froh mit Dir!

Trier · Die große Landesausstellung geht mit einem Fest zu Ende. Ihre Macher sind mit dem turbulenten Jubiläumsjahr sehr zufrieden.

 Enthüllte Marx-Statue in Trier.

Enthüllte Marx-Statue in Trier.

Foto: Friedemann Vetter

Der Tag, an dem die Museen öffneten, war kein Tag wie jeder andere. Wer es wagte, sich ins Getümmel zu stürzen, erlebte am 5. Mai – am 200. Geburtstag von Karl Marx – eine Stadt im Ausnahmezustand. Zig China-Kritiker meditierten in knallgelben T-Shirts auf dem Trierer Hauptmarkt, während Hunderte Polizisten verhinderten, dass rechte und linke Demonstranten aufeinanderprallten kurz bevor die umstrittene Marx-Satue unter den Augen Tausender Trierer, Touristen, Kommunisten, Chinesen und sonstiger Karl-Fans feierlich vom roten Tuch befreit wurde.

Wenig später bildeten sich vor den Museen die ersten Schlangen. Rund 160 000 mal wurden sie seitdem insgesamt besucht. Wie viele dieser Besuche auf die eigentliche Landesausstellung im Rheinischen Landesmuseum und im Stadtmuseum Simeonstift entfallen, wie viele auf das kooperierende Museum am Dom und auf die neue Dauerausstellung im Karl-Marx-Haus – das wird erst später bekannt gegeben. Fest steht schon jetzt: Letztere hat einen nicht unerheblichen Anteil. Bereits Ende September hatten 40 000 Menschen das komplett restaurierte Geburtshaus des Philosophen besucht. So viele wie sonst in einem ganzen Jahr kommen. Denn die modern gestaltete, nicht mehr so textlastige Schau, deren wichtigstes Exponat das Haus selbst ist, kommt sehr gut an.

Auch die drei Sonderausstellungen haben von den Besuchern viel Lob geerntet. So stehen in den Gästebüchern  hundertfach Kommentare wie „beeindruckend“, „ausgezeichnet“, „lehrreich“ oder „tolle Exponate“. Der bekannte Marx-Biograf Jürgen Neffe schreibt über die Schau im Landesmuseum: „Bin sehr beeindruckt. Weit über meinen Erwartungen.“ Nur Beleuchtung (zu dunkel) und Schriftgröße (zu klein) wurden öfter kritisiert.

An den Erfolg der Nero-Ausstellung kann man – anders als mancher erhofft hatte – zahlenmäßig zwar nicht anknüpfen. Dennoch spricht Beatrix Bouvier, die wissenschaftliche Leiterin der Landesausstellung, über einen Erfolg. „Wir wollten Diskussionen anregen, ein bisschen Sachlichkeit reinbringen und Information vermitteln. Und das haben wir geschafft“, sagt Bouvier der Deutschen Presse-Agentur. Es sei genau richtig gewesen, den Denker in seiner Zeit zu zeigen – auch wenn das nicht jedem gefallen habe. „Andere fanden das gerade gut.“ Für die Schau wurden so viele Exponate zu dem Visionär zusammengetragen wie nie zuvor: gut 400 Objekte von 110 Leihgebern aus 11 Ländern. Noch bis Sonntagabend sind sie zu sehen: das Landesmuseum erklärt, wie Marx’ Ideen im Kontext des 19. Jahrhunderts entstehen konnten. Das Stadtmuseum widmet sich dem Menschen und seinen Lebensstationen. Im Museum am Dom ist moderne Kunst zu sehen, die sich mit dem Marx-nahen Thema Arbeit beschäftigt.

Wer nach dem Ausstellungsmarathon und 600 Marx-Veranstaltungen noch nicht genug Marx hatte und Abschied nehmen will, hat dazu am Sonntagabend Gelegenheit. Die Ausstellungsgesellschaft und die Stadt Trier laden ab 18.30 Uhr zum Abschlussfest des Jubiläumsjahres ins Theaterfoyer ein. Geld, von dem Marx immer zu wenig hatte und ohnehin nicht so viel hielt, braucht man keines mitzubringen. Der Eintritt ist frei. Ebenso wie Bier und andere Getränke, die von der Bitburger Brauerei gesponsert werden.

Die Verantwortlichen der Landesausstellung werden Bilanz ziehen. Zudem bietet der Abend einen kulturellen Querschnitt aus dem Jubiläumsprogramm mit Beiträgen aus Musik (Hennich & Hanschel und Tufa Revue), szenischen Lesungen (Theater im Museum und Jens Baumeister) sowie Theater (Marx Bankett, Theater Trier, Bürgertheater und Bühne 1). Den Abschluss bilden „Staffelübergaben“: Die Marx-Stadt Trier übergibt den Stab an die Engels-Stadt Wuppertal, denn Wuppertal feiert 2020 das Engelsjahr. Und Kurt Beck, Chef der Friedrich-Ebert-Stiftung, übergibt den Staffelstab vom Karl-Marx-Haus ans Engelshaus.

Damit endet ein Jubiläumsjahr, an das die Stadt sich noch lange erinnern wird. Das umstrittene Geschenk Chinas ist inzwischen zum festen Bestandteil eines Trier-Besuchs geworden. Tausende Selfies mit Statue legen Zeugnis davon ab. „Die Statue sieht aus als ob sie schon immer da gewesen wäre“, sagt Triers Tourismus-Chef Norbert Käthler. Sie habe – genau wie die Ausstellung und die vielen Veranstaltungen des Rahmenprogramms – dafür gesorgt, dass Karl Marx im Gespräch ist, betont Triers Kulturdezernent Thomas Schmitt.

 Die Karl-Marx-Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier widmet sich dem großen Philosophen Karl Marx und seiner Zeit.

Die Karl-Marx-Ausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier widmet sich dem großen Philosophen Karl Marx und seiner Zeit.

Foto: TV/Katharina de Mos

Ob das allen Trierern nun passt oder nicht – Der von so vielen vergessene, verleugnete, verhasste Sohn der Stadt wurde durch die Ereignisse des Jahres 2018 wieder mit Trier verbunden. In den Augen der Welt. Und vielleicht auch im Bewusstsein der Bürger.

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