Kommunalpolitik Verbandsgemeinde Trier-Land: Michael Holstein gewinnt Bürgermeisterwahl

Trier · Stichwahl in der VG Trier-Land: Kandidat der Freien Wähler am Ende doch deutlich vorn.

 Am Ende eines langen Wahlkampfs: Lothar Zengerling (rechts) gratuliert Michael Holstein zum Erfolg bei der Bürgermeisterwahl.

Am Ende eines langen Wahlkampfs: Lothar Zengerling (rechts) gratuliert Michael Holstein zum Erfolg bei der Bürgermeisterwahl.

Foto: Friedemann Vetter

Wer in Moskau live dabei ist, der kann auch in der Verbandsgemeinde Trier-Land hautnah dabei sein. Denn die politisch Interessierten müssen sich nicht entscheiden zwischen Wahlparty und möglichem Fußballfest. Schließlich ist im Eingangsbereich der Verbandsgemeindeverwaltung Trier-Land auf einem Bildschirm das Spiel der deutschen Fußballnationalmannschaft in der Vorrunde der Weltmeisterschaft gegen Mexiko zu sehen. Wenige Meter daneben können Besucher die Entscheidung im Duell Lothar Zengerling (CDU) gegen Michael Holstein (Freie Wähler) hautnah miterleben, bei der  Michael Holstein das bessere Ende für sich hat.

Die beiden Bewerber um das Amt des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Trier-Land hatten sich sozusagen im ersten Finale eher knapp gegen Matthias Wagner (SPD) und deutlich gegen die Einzelbewerber Horst Mahncke und Patrik Kartes durchgesetzt (der TV berichtete). Am Ende hatte Holstein vor zwei Wochen knapp 300 Stimmen mehr als Zengerling. Doch das ist an diesem Sonntag Makulatur. Denn mehr als 17 000 Bürger haben 600 Minuten Zeit, sich endgültig für einen neuen Chef der Verbandsgemeinde zu entscheiden.

Während sich im Vorraum Thomas Müller und Co. mit den Mexikanern erfolglos abmühen, zeigt das an die Wand des Sitzungsaals geworfene Bild keine Pässe von Mesut Özil, sondern nach 18 Uhr ziemlich ungleich verteilte schwarze und blaue Balken. Sie verraten, wie in den einzelnen Wahllokalen abgestimmt worden ist. Um 18.06 Uhr legt Lothar Zengerling vorn. Er hat die Wahl in Newel-Lorich, Welschbillig-Träg und Langsur-Grewenich klar für sich entscheiden können. „So kann es bleiben“, kommentiert Alexander Bohr, Fraktionschef der CDU im VG-Rat. Insgesamt 34 solcher Ergebnisse ergeben 45 Minuten später dann ein Gesamtbild. Dabei zeigt sich, dass es nicht bei dem Ergebnis bleibt, wie Bohr es sich gewünscht hat. Im Gegenteil.

Mit den Einzelergebnissen ist ein wenig so wie mit einem gutem Fußballspiel. Es wogt Hin und Her. Trierweiler geht an Holstein, Ralingen an Zengerling. Und während es in Moskau immer noch 0:1 steht, steigt auch die Spannung im Saal, in dem beide Bewerber im kommenden Jahr die Sitzungsleitung übernehmen wollen. Denn entscheidend sind die Ergebnisse in den richtig großen Wahlbezirken wie Kordel, Welschbillig, Trierweiler oder Sirzenich. Wobei natürlich auch die Frage geklärt wird, wie sich die Mehrheiten in den Orten entwickeln, in denen Matthias Wagner im ersten Wahlgang vorne gelegen hat so wie in Langsur oder Igel. Die Antwort lautet: Fast überall hat Holstein die Nase vorn. Trierweiler geht an Holstein, ebenso klar die beiden Kordeler Wahlbezirke.

Zwar fehlt dann um 18.43 Uhr nur noch das Ergebnis aus Aach. Doch bereits zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass der Bewerber der Freien Wähler gewonnen hat. m 18.43 Uhr erscheint endlich auch Aach, und dann gibt es Applaus. Dort liegt der Christdemokrat zwar vorne. Doch das ändert nichts daran, dass die Verbandsgemeinde künftig nicht mehr von einem Mitglied der CDU regiert werden wird. Holstein kommt auf 3730 Stimmen (56,1 Prozent). Lothar Zengerling erreicht 2913 Stimmen (43,9 Prozent). Um 18.54 Uhr gratuliert Wolfgang Reiland seinem Nachfolger: „Du kriegst eine gute Verbandsgemeinde.“

In einer Ansprache sagt Holstein: „Es war ein spannender und professioneller Wahlkampf, der von unserer Seite auch fair geführt worden ist.“ Es sei wichtig, auch nach der Wahl gut miteinander umzugehen. Es sei sein Ziel, ab 1. März 2019 zum Wohl der Verbandsgemeinde zu arbeiten. Die Wahlbeteiligung sei mit rund 38 Prozent „ausbaufähig“. Er wird nun in den kommenden Tagen das Gespräch mit Bürgermeister Wolfgang Reiland suchen, um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen.

„Als Kandidat hofft man natürlich zu gewinnen. Deshalb war es für mich bis zum Schluss spannend gewesen“, sagt Michel Holstein im Gespräch mit dem TV. Zudem möchte er, dass mit dem Wahlabend ein Schlussstrich gezogen wird unter den Wahlkampf – trotz einiger Angriffe. Offensichtlich war beispielsweise noch am Wahltag ein Schreiben aufgetaucht, in dem die Qualifikation Holsteins in Frage gestellt worden war.

Lothar Zengerling ist enttäuscht. Er sagt, dass es offensichtlich an der Geschlossenheit der CDU-Basis gemangelt habe. „Da waren die freien Wähler besser aufgestellt.“ Es habe wohl eine Rolle gespielt, dass er nur eine Wahlperiode hätte amtieren können im Gegensatz zum jüngeren Michael Holstein. Selbstkritisch merkt er an, dass er besser eine aggressiveren Wahlkampf hätte führen sollen. So sei es gekommen, dass ein Erzieher mehr Stimmen bekommen habe als ein erfahrener Verwaltungsfachmann mit zwei abgeschlossenen Studiengängen sowie viel Lebenserfahrung auch im familiären Bereich.

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