Sportpolitik Einsatz von Polizei im Stadion: Land fordert Geld von Fußball-Liga

Trier/Mainz/Kaiserslautern · Bei  manchen Spielen drohen schwere Fan-Ausschreitungen. Der Mainzer Innenminister will die Kosten nicht alleine dem Steuerzahler aufbürden.

Müssen Fußballclubs bald für Polizeieinsätze blechen?
Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

Muss der Fußball im Land künftig für Polizeieinsätze blechen, wenn bei Spielen schwere Fanausschreitungen drohen? Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Le­wentz liebäugelt damit in Spielen mit hohem Risiko. Der SPD-Politiker beruft sich dabei auf die Stadt Bremen, die Veranstalter zur Kasse bittet, wenn es sich um gewinnorientierte Events mit mehr als 5000 Teilnehmern und Gewaltpotenzial handelt. An dem Gesetz entzündet sich derzeit ein Rechtsstreit zwischen der Stadt und der Deutschen Fußballliga (DFL), unter deren Dach die Vereine aus der 1. und 2. Bundesliga spielen. Bremen hat die DFL verklagt, weil sie eine Gebühr von 425 000 Euro für einen Polizeieinsatz verweigert. Vor dem Bremer Oberverwaltungsgericht hat die Stadt recht bekommen. Die DFL geht vor dem Bundesverwaltungsgericht in Revision.

Verliert sie, drohen Folgen. „Wie sollte ich Steuerzahlern, Parlament, Rechnungshof und Polizei dann erzählen, dass ich auf einen solchen Weg verzichte, wie Bremen ihn einschlägt?“, fragt Lewentz. Vorher sucht der Minister mit dem  Bremer Innensenator Ulrich Mäuer einen anderen Weg: Beide wollen der Innenministerkonferenz vorschlagen, dass die DFL in einen Fonds jährlich eine zweistellige Millionensumme einzahlt.

Beide Politiker wurmt es, dass der Profifußball Milliarden-Umsätze erwirtschafte, aber keinen Cent zu Polizeieinsätzen beisteuere, wo die Belastung steige: In Rheinland-Pfalz lagen Kosten für Polizeieinsätze beim Fußball in der Saison 2016/17 bei 5,96 Millionen Euro. Nur bei Spielen in den ersten beiden Bundesligen ging die Zahl der Einsatzkräfte von der Saison 2015/16 zur Saison 2016/17 von 6986 auf 7391 hoch, die Zahl der Stunden von 50 275 auf 51 372. Polizisten im Land hätten damit etwa so viele Stunden in Fußballspiele investiert wie in Einbruchsbekämpfung, heißt es. Der rheinland-pfälzische Steuerzahlerbund fordert, ein mögliches Gesetz nicht nur auf die Bundesligen zu beschränken.

Thomas Metzger, Fan-Beauftragter von Eintracht Trier, kritisiert, dass das Land in einem solchen Fall auch kleinere Vereine wie seinen Oberligisten bei Risikospielen zur Kasse bitten könnte, die das nötige Geld gar nicht hätten. Metzger mahnt einen „unverhältnismäßig hohen Polizeieinsatz bei vielen Fußballspielen“ an. Der rheinland-pfälzische CDU-Innenexperte Matthias Lammert kritisiert dagegen den Innenminister dafür, „zu früh mit dem Kopf durch die Wand zu preschen.“ Er sagt: „Das Gewaltmonopol liegt klar beim Staat und ist gedacht, um die Bürger zu schützen.“

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