Insolvenzverfahren Mitarbeiter-Kündigungen am Zeller Krankenhaus stehen an

Zell/Traben-Trarbach · Das Klinikum Zell mit seinen 320 Arbeitsplätzen in Zell und Traben-Trarbach steht vor einem gewaltigen Umbruch. Nach den derzeitigen Plänen soll das Krankenhaus (166 Betten) zu einem medizinischen Versorgungszentrum umgestaltet werden. Ob es überhaupt noch eine stationäre Versorgung geben wird, ist unklar.

 Das Krankenhaus in Zell wird wohl in Zukunft kein Krankenhaus mehr sein, sondern nur noch ein Gesundheitszentrum.

Das Krankenhaus in Zell wird wohl in Zukunft kein Krankenhaus mehr sein, sondern nur noch ein Gesundheitszentrum.

Foto: TV/Winfried Simon

Schmerzhafte Einschnitte hat Friedemann Schade, Fachanwalt für Insolvenzrecht, für das Zeller Krankenhaus (Klinikum Mittelmosel) angekündigt. Schade ist Generalbevollmächtigter des Träger des Hauses, die Katharina-Kasper-ViaSalus GmbH. Sie durchläuft seit Ende Januar ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung (der TV berichtete mehrmals).

Schade sagte am Mittwoch vor den Mitgliedern des Verbandsgemeinderates Zell: „Ohne Sanierungsschritte wird es nicht gehen. Es wird schmerzhafte Einschnitte geben. Es wird nicht so sein, dass nur mal ein Bett von links nach rechts geschoben wird.“

Die von Sanierer Reinhard Wichels ins Gespräch gebrachte Umwandlung in ein sektorales Gesundheitszentrum, das eine ambulante medizinische Versorgung und eine stationäre Grundversorgung eng miteinander verzahne, sei eine Option. Spruchreif sei jedoch noch nichts. Das Sanierungskonzept werde „ohne Denkverbote“ erstellt, transparent und rechtzeitig kommuniziert, betonte der Insolvenzrechtler.

Schade sagte ferner, dass die in den vergangenen Jahren wegen des Personalmangels von den Mitarbeitern angesammelten Überstunden nicht gestrichen würden. Es gebe mit Blick auf die Gesamtgesellschaft enorme Überstundenkontingente. Dafür und für nicht genommenen Urlaub existiere eine Millionenbetrag an Rückstellungen.

Die Leitung des Zeller Klinikums musste sich auf der Ratssitzung harsche Kritik anhören. Der Arzt Dr. Christoph Regh, für die FWG Zeller Land im VG-Rat, sagte, dass es in der Vergangenheit Managementfehler gegeben habe. Chefärzte seien in Unzufriedenheit mit der Verwaltung des Hauses gegangen. Früher seien am Krankenhaus zudem Ärzte ausgebildet worden, die sich später im Umland als Hausärzte niedergelassen hätten. Die Verzahnung zwischen ambulanter und stationärer Behandlung müsse wieder klar verbessert, Vertrauen zwischen Haus und Ärzten wiederhergestellt werden.

Ähnlich äußert sich der Arzt Dr. Hermann-Josef Simonis in einem offenen Brief an Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Darin erhebt er schwere Vorwürfe gegenüber der Leitung des Klinikums Mittelmosel. Simonis war vor 39 Jahren in dem Krankenhaus internistisch tätig, war bis 2017 Allgemeinarzt in Zell und arbeitet heute noch halbtags als kassenärztlicher Psychotherapeut und Psychoonkologe in Zell.

Simonis kritisiert die Geschäftsführung, die wenig an den Belangen von Patienten, Ärzten und Pflegepersonal interessiert sei. Dafür spreche, dass in den vergangenen Jahren sehr viele und gute Chefärzte und viele andere Ärzte resignierten und in benachbarte Krankenhäuser abgewandert seien.

Es bestehe ein ungewöhnlich schneller und großer Wechsel beim Pflege- und Arztpersonal, was sich negativ auf die Patientenversorgung auswirke. Es sei nicht vorteilhaft, dass die Leitung von Krankenhäusern heute meist ausschließlich Volkswirtschaftlern und Gesundheitskonzernen anvertraut werde, da diesen oft die Beziehung zur Basis (Arbeit am Patienten) und auch die Empathie fehle und nur mehr Zahlen ihre Entscheidungen bestimmen würden. Dass dies irgendwann zu einem Kollaps führe, erlebe man gerade in Zell. Die Führung des Krankenhauses habe Druck und Ängste geschürt, um die Mitarbeiter zu immer mehr Leistung anzuhalten. Lob und Anerkennung zur Steigerung der Motivation seien leider vernachlässigt worden.

Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler hatte sich in dieser Woche mit Mitarbeitervertretern an den Klinikstandorten Dernbach und Zell getroffen. Die Ministerin lehnt eine Schließung von ViaSalus-Einrichtungen im Land kategorisch ab. Als Modell für den defizitären Klinik-Standort Zell hält die Ministerin ein intersektorales Gesundheitszentrum für möglich. Ein Gesundheitszentrum könne stationäre und ambulante Angebote miteinander verknüpfen. Es werde auch noch stationäre Betten geben, dies aber lediglich zur reinen Grundversorgung, erklärte die Ministerin.

Im Zuge der Sanierung komme den Krankenkassen als Kostenträger eine besonders wichtige Rolle zu, so die Ministerin. Die Kassen entscheiden über die Zahlung des sogenannten Sicherstellungszuschlages. Diese Fördermittel werden zum Erhalt defizitärer, zugleich aber zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum bedeutsamer Krankenhausstandorte gewährt. Das Klinikum Mittelmosel in Zell erhielt bereits 2016 und 2017 einen solchen Sicherstellungszuschlag. Auch für 2018 sind die Mittel genehmigt, derzeit werde aber noch über die Höhe verhandelt, sagte die Ministerin.

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