Gesundheit Hebammenzentralen sollen im April in Daun und Gerolstein öffnen

Daun · Das Thema ist auch ein Vierteljahr nach der Schließung der letzten verbliebenen Geburtshilfe im Kreis, im Krankenhaus Daun, nicht vom Tisch, im Gegenteil. Ein gemeinsamer Antrag von CDU, Grünen und FWG für eine Resolution „Wohnortnahe Geburtshilfe muss möglich bleiben“ wurde auch von SPD und Linken unterstützt.

 Die Schließung der Geburtshilfe im Krankenhaus Daun vor einem Vierteljahr, gegen die viele Menschen protestiert haben, bewegt noch immer.

Die Schließung der Geburtshilfe im Krankenhaus Daun vor einem Vierteljahr, gegen die viele Menschen protestiert haben, bewegt noch immer.

Foto: TV/Angelika Koch

Das an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Ministerpräsidentin Malu Dreyer sowie Landesgesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler adressierte Schreiben fordert „als sofortige Maßnahme die dauerhafte Wiedereinrichtung einer wohnortnahen Geburtshilfe in der Vulkaneifel“ und eine entsprechende Anpassung im Landeskrankenhausplan.

Auch das Landeskrankenhausgesetz soll verändert werden. Es müssen, so die Resolution, klare Definitionen für Versorgungsstufen der Grund- und Regelversorgung geben, wobei die Geburtshilfe in der Grundversorgung zu verankern sei und die Erreichbarkeit der Geburtshilfe in maximal dreißig Minuten gegeben sein müsse. (Derzeit gilt eine Frist von vierzig Minuten.) Auch sollen eindeutige Regeln aufgestellt werden, falls einem solchen Versorgungsauftrag nicht nachgekommen wird.

Dietmar Johnen, Sprecher der Grünen-Kreistagsfraktion, betonte in seiner Präsentation der Resolution, dass die Schließung einer Geburtshilfe erfahrungsgemäß stets weitere Lücken in der Gesundheitsversorgung nach sich ziehe. „Zudem geht es um die verfassungsgemäße Garantie, dass die Lebensbedingungen in Stadt und Land gleichwertig zu sein haben.“

Dem schloss sich auch Jens Jenssen von der SPD an: „Auch wir wollen die dauerhafte Einrichtung einer wohnortnahen Geburtshilfe in der Vulkaneifel, akzeptieren keine Benachteiligung des ländlichen Raumes und wollen ganz konkrete Gleichwertigkeit.“ Aber man müsse realistisch sein, die Wiedereinrichtung einer Geburtshilfe könne nicht einfach vom Land angeordnet werden. „Da müssen auf Bundesebene die Rahmenbedingungen geändert werden.“ Karin Pinn (FWG) unterstrich die Bedeutung der Möglichkeit, wohnortnah zu gebären, als Standortfaktor für junge Familien. „Außerdem ist es ein Frauenrecht!“

Doch bis eine erneute klinische Geburtshilfestation spruchreif ist, sollen möglichst schon im April Hebammenzentralen aufgebaut werden. Wie Landrat Heinz-Peter Thiel  erläuterte, ist vorbehaltlich der Gremienentscheidungen mit dem DRK ein Träger der Wohlfahrtspflege bereit, an den Standorten Daun und Gerolstein jeweils eine solche Zentrale einzurichten.

Zu den Leistungen der Zentrale sollen die software-gestützte Vermittlung von Hebammen, Vor- und Nachsorge sowie Kurse und Beratung für Schwangere und Wöchnerinnen gehören. Notwendige medizinische Gerätschaften sollen vom Maria-Hilf-Krankenhaus übernommen werden. Die Investitionen für den Aufbau werden einmalig mit 15 000 Euro kalkuliert, hinzu kommen jährliche Kosten – etwa für zwei bis drei Teilzeitkräfte – von rund 32 000 Euro. Das Land habe jährlich bis zu 25 000 Euro an Zuschüssen in Aussicht gestellt.

Auch die Einrichtung der Hebammenzentrale samt Trägervertrag der Verwaltung mit dem DRK wurde einstimmig vom Kreistag beschlossen, jedoch nicht ohne Kritik an der  Landesregierung und am Status Quo. Gordon Schnieder (CDU) widersprach der Einschätzung der Landesgesundheitsministerin, die flächendeckende geburtshilfliche Versorgung sei in der Vulkaneifel grundsätzlich gesichert: „Die vorgegebenen maximal vierzig Minuten Fahrtzeit in die nächste Klinik werden in der Regel deutlich überschritten. Die Hebammenzentrale ist gut, sie kann aber nur ein Mosaikstein sein.“

Auch Hildegard Slabik-Münter (Linke) betonte, die Zentrale sei ein erster Schritt und kein Ersatz für Geburtshilfe oder für Hebammen-Praxen: „Zwar ist die Vernetzung der Hebammen eine Verbesserung, aber es gibt keinen 24-Stunden-Dienst, sondern nur enge Zeitfenster. In einem Fall akuter Geburt muss die Schwangere in ein Krankenhaus fahren und auf keinen Fall in die Hebammenzentrale.“

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