Medizin Entsetzen in der Eifel über Aus für Ärzte-Initiative

Bitburg/Arzfeld/Prüm · Ob Südeifel, Bitburger Land, Arzfeld oder Kreistag: Eifeler Politiker wollen mit Resolutionen für eine Zulassung der Medicus eG kämpfen.

 Selber frickeln, bis endlich der Arzt kommt? Ein Pflästerchen hilft da auch nicht immer.

Selber frickeln, bis endlich der Arzt kommt? Ein Pflästerchen hilft da auch nicht immer.

Foto: Fritz-Peter Linden

Ein Aufschrei geht durch die Eifel. Selten gibt es so viele Reaktionen auf ein Thema wie bei diesem: Eifeler Ärzte haben sich zusammengeschlossen und die Genossenschaft Medicus eG gegründet. Gemeinsam wollen sie Mediziner in ihren Praxen einstellen. Dafür brauchen sie eine Zulassung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Doch der Zulassungsausschuss hat den Antrag abgelehnt.

Der Landrat ist erbost. Die Ärzte kündigen an, Widerspruch einzulegen – wenn es sein muss, wollen sie auch klagen (der TV berichtete). Etliche TV-Leser, aber auch Kommunalpolitiker quer durch die ganze Eifel sehen dringenden Nachbesserungsbedarf.

„Ich bin entsetzt über diese Entscheidung“, sagt Andreas Kruppert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld. Er plant mit seinem Rat eine Resolution und will die KV anschreiben. Auch im Bitburger Land soll es eine Resolution geben. Bürgermeister Josef Junk sagt: „Wir müssen uns wehren.“ Der Kreistag Bitburg-Prüm wird Mitte Juni über eine eigene Resolution beraten.

Dass die Initiative der Eifeler Ärzte bisher im Zulassungsverfahren keine Chance hatte, ist auch für Aloysius Söhngen, Bürgermeister der VG Prüm, nicht zu verstehen. „Wir müssen bereit sein, neue Wege zu gehen, wenn wir die ärztliche Versorgung auf dem Land sicherstellen wollen.“ Südeifel-Chef Moritz Petry, der diese Woche eine Ortsbürgermeisterkonferenz hatte, berichtet: „Diese Nachricht haben alle mit großer Sorge aufgenommen.“

Die Angst, dass es in der Eifel mit der medizinischen Versorgung eng werden könnte, ist nicht aus der Luft gegriffen. Schon heute sind acht Hausarztstellen unbesetzt. Und mit Blick auf das Alter vieler derzeit praktizierenden Ärzte zeichnet sich ab: Bis zum Jahr 2023 gibt es im Eifelkreis einen Besetzungsbedarf von rund 25 Stellen.

Was soll Mediziner in die Eifel locken? Für die Medicus eG wäre viel erreicht, wenn sie auch hier – wie in Kliniken und großstädtischen Gemeinschaftspraxen – in Angestellten-Verhältnissen und auch in Teilzeit arbeiten könnten. Derzeit werden aber rund 90 Prozent der Praxen im Eifelkreis als Ein-Mann- beziehungsweise -Frau-Betriebe geführt. Die Inhaber sind rund um die Uhr im Einsatz. Eine Belastung, die jüngere Ärzte meist nicht mehr tragen wollen. Genau da setzt die Medicus eG an. Doch ohne Zulassung sind ihr die Hände gebunden.

„Wir fordern den Zulassungsausschuss und die KV auf, ihre Blockadehaltung aufzugeben“, sagt Petry. 46 Ortsbürgermeister seiner VG drängen darauf, sich direkt an Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler zu wenden.

Diese Adresse hat auch der Eifeler Landtagsabgeordnete Michael Billen (CDU) im Blick: „Die Frage ist: Wann schaltet sich die Ministerin ein?“ Billen kündigt an: „Spätestens, wenn die Genossenschaft Klage einreicht, müssen wir uns im Landtag damit beschäftigen, ob die Rahmenbedingungen für die Ansiedlung von Ärzten noch stimmen.“ Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Nico Steinbach unterstützt die Medicus eG. „Wir werden politisch Druck aufbauen“, sagt er und hofft, dass die Gesundheitsministerin moderierend in das Zulassungsgemenge eingreift.

Doch zunächst warten alle auf den genauen Wortlaut, mit dem der Zulassungsausschuss seine Ablehnung darlegt. Ende Juni soll die schriftliche Begründung nach Angaben von KV-Pressesprecher Stefan Holler vorliegen.

Bis dahin, so hofft man in der Eifel, sollten Zulassungsausschuss und KV ihre Haltung überdenken. Landrat Joachim Streit sagt: „Die Kassenärztliche Vereinigung muss sich im Klaren sein, dass der Staat ihr den Sicherstellungsauftrag zur ärztlichen Versorgung nicht gegeben hat, um eigene wirtschaftliche Interessen in den Vordergrund zu stellen. Wenn die KV selbst keinen besseren Vorschlag hat, soll sie der Eifeler Ärztegenossenschaft gefälligst die Zulassung erteilen. Ansonsten ist mein Appell an die Landesregierung: Frau Ministerpräsidentin, übernehmen Sie !“

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