Kultur Marx-Jubiläum in der Trierer Tufa: Erst Geld waschen, dann kuscheln gehen

Trier · Die Trierer Tufa präsentiert zum Marx-Jubiläum eine Ausstellung über die wunderbare Welt der Moneten.

 Sie möchten mal Schwarzgeld waschen? Kein Problem! Die Tufa bietet dafür eine mit echtem Blattgold verzierte Waschmaschine. Fotos (2): Friedemann Vetter

Sie möchten mal Schwarzgeld waschen? Kein Problem! Die Tufa bietet dafür eine mit echtem Blattgold verzierte Waschmaschine. Fotos (2): Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Kameras klicken, Teneka Beckers lacht, Dagobert Duck schaut zutiefst empört und klirr, ping, klong klatschen Münzen auf den Fliesenboden. Ein Geldregen. Die Tufa-Chefin sitzt in einer goldenen Badewanne voller Münzen, greift beherzt hinein und wirft mit dem Zaster.

Einmal in echtem Geld baden. Wie Dagobert Duck in Entenhausen. Diesen Traum kann sich ab dem 1. Mai in der Tuchfabrik jeder erfüllen. Denn bis August ist dort auf zwei Etagen die Ausstellung „Geldrausch“ zu sehen, die sich im Karl-Marx-Jahr ganz und gar um Kies, Knete, Kohle, Kröten, Piepen, Schotter und Bimbes dreht – um all das kostbare Kapital. Und darum, wie man auch anders, besser, leben könnte.

Auf diese Idee brachte Beckers eine Marx-Postkarte mit dem Zitat: „Das Geld wird abgeschafft. Ich kenne schon einen, der keines mehr hat.“ Dass der Ökonom keine stimmige Geld-Theorie hatte, sei eine künstlerische Steilvorlage, sagt Tufa-Vorsitzender Klaus Reeh.

Bei der Presse-Vorschau am Mittwoch ist erst einer von drei Ausstellungs-Teilen weitgehend fertig. Ein Raum, in dem Besucher aktiv werden – stehen dort doch besagte Badewanne, eine Druckpresse, an der sie Blüten drucken können und eine mit echtem Blattgold überzogene Waschmaschine, die auf Knopfdruck Schwarzgeld wäscht. In der großen Halle, wo ab dem 1. Mai Kunstobjekte, Video- und Rauminstallationen sowie Performances zu sehen sind, werden noch Gipskartonwände verputzt. Die Kuratoren Martina Diederich und Laas Koehler tragen Schaffklamotten. Seit Wochen sind sie am Schleppen und Streichen. Martina habe einen Tennisarm, er selbst habe sich in den Finger gebohrt, sagt Koehler. Denn um den Aufbau externen Firmen zu überlassen, fehlt der Tufa bei einem Budget von 70 000 Euro das liebe Geld. Zumal die 20 nationalen und internationalen Künstler, die ihre Werke überwiegend exklusiv für „Geldrausch“ schaffen, ein, so Beckers, „bedingungsloses Grundeinkommen“ erhalten.

Ein weiterer Teil der Ausstellung hat  es Koehler besonders angetant: die „Vision“. Eine Zeitreise ins Jahr 2030. Während Hollywood zu solchen Gelegenheiten genüsslich düstere Weltuntergangsszenarien entwirft, schwelgen die Ausstellungsmacher in ihren Hoffnungen auf eine bessere Welt – eine Welt ohne Geld. Die Gemeinwohl-Ökonomie, in der es solidarisch, gerecht und ökologisch nachhaltig zugeht, hat den Kapitalismus verdrängt. „Bis 2030 sind wir Menschen zur Vernunft gekommen“, sagt Koehler. Naiv? „Wir sind Künstler, wir können machen, was wir wollen!“ Mehr noch: Die Künstler hoffen, dass die Besucher sich anstecken lassen und sofort anfangen, die Welt zu verbessern. Der Ort, an dem man visionären Ideen freien Lauf lassen soll, riecht nach frisch gespaltenem Holz. Rund um ein Lagerfeuer kann man sich austauschen, in Hochbeeten wachsen Salbei und Mangold, an der Wand hängen Zeitungsartikel, die erklären, wie es dazu kam, dass die Welt sich derart verändert hat, und eine Kuschelkabine sorgt dafür, dass 2030 niemand unter Nähemangel leiden muss.

Noch fantastischer geht es draußen in einem goldenen Wohnwagen zu: Dort können Kinder Märchen lauschen. Natürlich zum Thema Geld. Geld, das Marx ganz einfach aus seinem Leben verbannte: Er warf es mit vollen Händen aus dem Fenster. Das können in der Tufa auch die Besucher: Für sechs Euro Eintritt erhalten sie 1200 „Marx“.

 Karl Marx_Preview im Landesmuseum und im städtischen Museum Simeonstift sowie der Tufa (Foto) mit einer Sonderausstellung.   Foto: Friedemann Vetter

Karl Marx_Preview im Landesmuseum und im städtischen Museum Simeonstift sowie der Tufa (Foto) mit einer Sonderausstellung. Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter
 Im Geld schwelgen wie Dagobert Duck, kann man ab dem 1. Mai in der Ausstellung „Geldrausch“.

Im Geld schwelgen wie Dagobert Duck, kann man ab dem 1. Mai in der Ausstellung „Geldrausch“.

Foto: Friedemann Vetter

Am 1. Mai feiert die Tufa ab 11 Uhr ein großes „Moneyfest“ mit Pflanzentauschbörse, Kleidertausch-Party, Foodsharing und vielen Angeboten zu nachhaltigem Konsum. Ab 2. Mai ist die Schau dienstags bis freitags von 13 bis 19 Uhr, mittwochs bis 22 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

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