Interview mit Christian Hamm „Der Polizei ein Gesicht geben“

Bitburg · Christian Hamm ist neuer Chef der Polizeiinspektion Bitburg. Warum er den Job  unbedingt wollte, erfahren Sie hier.

 Christian Hamm

Christian Hamm

Foto: tv/U. Hamm

Die Polizeiinspektion (PI) Bitburg hat einen neuen Chef. Christian Hamm ist zwar schon seit dem 1. März  im Dienst, aber erst heute „mit großem Bahnhof“ in sein Amt eingeführt worden. Warum er findet, dass Bürgernähe in der Polizeiarbeit  unerlässlich ist und worauf er sich am meisten freut, hat TV-Redakteurin Ulrike Löhnertz  im Interview mit ihm erfahren.

Warum sind Sie Polizist geworden?

Hamm: Weil ich gerne Menschen helfe. Ich übernehme gerne Verantwortung und bin mit vollem Herzen Polizist.

Warum wollten Sie denn unbedingt Leiter einer Inspektion werden?

Hamm: Ich bin  froh, dass ich eine PI übernehmen durfte, um wieder näher an der wirklichen Polizeiarbeit zu sein. So schön die Zeit auf dem Hahn auch war,  in der ich jungen Menschen etwas mitgeben konnte: Das wahre Leben ist hier vor Ort. Die entscheidende Motivation, diesen Aufstieg in den höheren Dienst zu machen, war immer, die Leitung einer Inspektion zu übernehmen.

Und warum in Bitburg?

Hamm: Erstens, weil ich seit 18 Jahren immer gependelt bin, meistens nicht unter 100 Kilometer am Tag, was viele Entbehrungen mit sich gebracht hat. Und dass meine neue Arbeitsstelle in  meiner Heimat ist, ist schön für mich und mein Umfeld. Zweitens bringt es viel für die Funktion, weil ich inzwischen hier verwurzelt bin und ein eigenes Netzwerk mitbringe.

Wo liegen denn die Herausforderungen der Polizei in Bitburg?

Hamm: In der Größe des Dienstbezirks. Bitburg ist flächenmäßig die größte Inspektion im Land. Wir haben aber nur begrenzte Ressourcen. Wir müssen viel dafür tun, trotzdem mit den Menschen in Kontakt zu bleiben.

Wie schafft man das?

Hamm: Wir dürfen den anlassunabhängigen Kontakt zu den Menschen nicht verlieren. Da sind die Bezirksbeamten extrem wichtig, die diese Kontakte zu den Menschen in ihren Bezirken aufrechterhalten und der Polizei ein Gesicht geben.

Was macht für Sie einen guten Chef aus?

Hamm: Er ist fair, hat eine klare Linie und versucht seine Mitarbeiter ein Stück weit machen zu lassen. Ich will gerade meinen jungen Leuten das Gefühl vermitteln, dass sie Freude  an ihrer Arbeit und keine Angst haben, Fehler zu machen. Da gehört ein Chef dazu, der ihnen den Rücken stärkt und das Vertrauen schenkt.

Sind Sie zufrieden mit der personellen Ausstattung der PI?

Hamm: Das kann natürlich immer  besser sein. Wir sind aber in jeder Sicht handlungsfähig, die Menschen können sich auf uns verlassen. Man hat aber auf Landesebene erkannt, dass man weiteres gutes Personal braucht.

Sie haben sich in Ihrer Masterarbeit mit der Bürgerbeteiligung in der Polizeiarbeit beschäftigt und dafür 2015 den Zukunftspreis bekommen. Daraus entstand die AG Bürgerbeteiligung. Hat das auch Auswirkungen auf den Bereich der PI Bitburg?

Hamm: Durch die AG Bürgerbeteiligung wurden Bürgerforen, mobile Wachen und Polizeibeiräte als Instrumente geschaffen. In Trier gab es beispielsweise Bürgerforen zum Thema Tageswohnungseinbrüche. Auch wir hier in Bitburg werden sicher einige ähnliche Dinge machen. Aber dabei würde ich gerne die Kommunen mitnehmen.  Und wir werden mehr im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit machen.

Warum ist Ihnen das so wichtig?

Hamm: Weil neun von zehn Straftaten uns nur bekannt werden, weil die Menschen mit uns sprechen. Ohne ihre Mitwirkung sind wir ein Stück weit blind. Wir brauchen ihre Unterstützung. Denn Sicherheit ist eine geteilte Verantwortung. Ich kann nur an die Bürger appellieren, uns bei verdächtigen Wahrnehmungen anzurufen. Im Zweifel immer über die 110. Wenn wir den Fall überprüft haben, geben wir auch eine grundsätzliche Rückmeldung, was Sache ist. Das ist ganz wichtig für das Sicherheitsgefühl der Menschen.

Sie selbst nutzen Twitter, um Polizeithemen öffentlich zu machen. Wie wichtig ist der Bereich soziale Medien künftig für die Polizeiarbeit?

Hamm: Er ist nicht wichtiger als die anderen Kanäle. Aber diese Netzwerke sind ein neuer öffentlicher Raum. Darin muss Polizei präsent sein. Wenn wir uns zu unseren Themen nicht äußern, wird trotzdem darüber gesprochen – nur nicht immer so, dass die Fakten korrekt sind. Wir sollten da eine verlässliche Stimme der Vernunft sein.

Worauf freuen Sie sich am meisten bei Ihrer neuen Arbeit?

Hamm: Ich freue mich, wieder so nah an der echten Polizeiarbeit zu sein. Ich freue mich auf meine Mitarbeiter. Sie haben mich sehr offen hier empfangen und sind wahnsinnig motiviert. Sie sind offen für meine Ideen. Und ich bin überzeugt davon, dass das eine wirklich gute Sache werden kann.

Sie nennen sich bei Twitter ,County-Sheriff’ .Was macht für Sie denn einen County-Sheriff aus?

Hamm: Ein County-Sheriff ist nah bei den Menschen, aber auch zupackend. Eigentlich genau das, was meine Polizei-Philosophie ist. Stark, verlässlich, aber trotzdem bürgernah. Die Beamten sollen einerseits auf lebensbedrohliche Einsatzlagen wie Terroranschläge vorbereitet sein, aber andererseits offene Bürgerpolizisten bleiben. Wir dürfen uns als Polizei nicht abschotten.

Einen Bericht zur feierlichen Einführung von Christian Hamm als neuer Leiter der PI Bitburg in der Kreisverwaltung in Bitburg finden Sie unter www.volksfreund.de

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