Lebensmittel Bio ist nicht immer besser, aber ganz anders erzeugt

Trier · Weniger Pestizide, aber nicht unbedingt mehr Geschmack oder Vitamine. Ökoprodukte unterscheiden sich vor allem in der Herstellung.

 Die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau bietet  auf der Internationalen Grünen Woche Bio-Äpfel an.

Die Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau bietet auf der Internationalen Grünen Woche Bio-Äpfel an.

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Wer sich für Bioprodukte entscheidet, tut dies meist, um sich für eine umwelt- und tierfreundlichere Landwirtschaft einzusetzen. Große Qualitätsunterschiede gibt es im Vergleich zu konventionellen Produkten laut Stiftung Warentest nämlich nicht: Ökolebensmittel haben demnach in der Regel weder mehr Geschmack noch mehr Vitamine. Bei Blind­verkostungen der Stiftung Warentest ließ sich Bio nicht heraus­schme­cken. Das Fazit aus 44 Tests: „Produkte mit Bio-Logo schme­cken genauso gut oder mittel­mäßig wie die ohne. Der Anteil an sensorisch sehr guten Produkten war sogar in beiden Gruppen gleich hoch.“ Auch Rita Rausch von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz betont, man könne nicht sagen, Öko-Lebensmittel an sich seien in jedem Fall besser. Einen wichtigen Unterschied gibt es allerdings: Bioprodukte sind deutlich seltener mit Pestiziden belastet – „zweifels­frei ein Beitrag zur Gesundheit“, urteilt die Stiftung Warentest. Laut Rausch ist auch der Nitratgehalt oft niedriger, weil Pflanzen Biodünger langsamer aufnehmen. Zudem enthalte Biomilch mehr gesunde Omega-3-Fett­säuren. „Je mehr Grünfutter die Kühe fraßen, desto höher der Gehalt dieser ungesättigten Fett­säuren in der Milch“, resümiert die Stiftung Warentest.

Der größte Unterschied zu konventionellen Produkten ist aber die Art, wie die Bio-Lebensmittel produziert werden. So sind synthetische Pflanzenschutzmittel, Kunstdünger oder Klärschlamm tabu – ebenso wie vorbeugende Antibiotikagaben oder Wachstumshormone für Tiere. Bio-Ställe müssen deutlich mehr Platz bieten und Auslauf ins Grüne ermöglichen, der maximale Tierbestand ist an die Fläche des Hofes gekoppelt, und auch das Futter muss aus der Ökolandwirtschaft kommen. Tiere werden insgesamt artgerechter gehalten. So sind viel Tageslicht, Frischluft und Auslauf ein Muss. Anbindehaltung ist verboten. Während konventionelle Schweine meist auf Spaltenböden stehen, müssen Bauern Bioschweinen eine trockene, eingestreute Liegefläche bieten. Zähne abkneifen oder Schwänze kupieren ist verboten. Auch für Hühner gibt es genaue Vorschriften, wie viel Auslauf, eingestreuten Scharrraum oder wie viel Platz auf Sitzstangen ihnen zur Verfügung gestellt werden muss.

Bio ist allerdings nicht gleich bio. Verbände wie Bioland, Naturland oder Demeter machen ihren Landwirten deutlich strengere Auflagen als die EU-Öko-Verordnung. Sie erlauben weniger Dünger, lassen keine Fleisch- oder Knochenmehle zu, verbieten eine Ganzjahresfütterung mit Silage ebenso wie zahlreiche Zusatzstoffe. Auch ist der maximale Tierbestand pro Hektar Betrieb geringer.

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