Vergleich Bildungsmonitor: Die Schlusslichter leuchten plötzlich auf

Berlin · Das Saarland, Berlin und Hamburg machen im Vergleich Plätze gut. Insgesamt aber herrscht Stagnation.

 ARCHIV - 09.11.2017, Baden-Württemberg, Tübingen: Ein Schüler meldet sich während einer Mathestunde. Im Bildungsmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln rangiert Baden-Württemberg auf dem vierten Platz der 16 Bundesländer. (zu dpa «Studie: Baden-Württemberg beim Bildungssystem auf dem vierten Platz» vom 15.08.2018) Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 09.11.2017, Baden-Württemberg, Tübingen: Ein Schüler meldet sich während einer Mathestunde. Im Bildungsmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln rangiert Baden-Württemberg auf dem vierten Platz der 16 Bundesländer. (zu dpa «Studie: Baden-Württemberg beim Bildungssystem auf dem vierten Platz» vom 15.08.2018) Foto: Sebastian Gollnow/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Das Saarland war viele Jahre lang die graue Maus im deutschen Bildungssystem. Noch 2013 lag es auf Platz 15 von 16 Bundesländern. Jetzt ist es auf Rang Sechs vorgerückt und macht bella figura. Berlin hat die rote Laterne, die es seit dem ersten Bildungsmonitor der wirtschaftsnahen „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) vor 15 Jahren trug, an Bremen abgegeben und liegt nun auf Platz 13. Das sind die Gewinner des Jahres. Aber es gibt mehr Verlierer. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist der Bildungsmonitor überhaupt?

Es ist ein relativ zuverlässiges Messinstrument für die Qualität des deutschen Bildungswesens. Denn es werden Daten aus 93 Statistiken ausgewertet und am Ende zu einer Kennzahl zusammengefasst. Dazu gehört zum Beispiel, wie viel Geld die Länder für ihr Schulsystem ausgeben, wie alt die Lehrkräfte sind und wie viele Schulabbrecher es gibt. Berücksichtigt werden zudem Kriterien wie die Klassengrößen, die Versorgung mit Ganztagsschulen und Kitas, die Abschlussquote an Berufsfachschulen und die Lese- und Rechtschreibkompetenz.

Wer führt die Hitliste an?

Wie schon seit vielen Jahren wieder Sachsen (69,2 Punkte), Thüringen (61) und Bayern (60,2). Diese drei Länder weisen alle eine gute Förderinfrastruktur auf und tun viel für die Forschung und die Internationalisierung. Probleme gibt es aber auch bei den Siegern. So ist die Altersstruktur der Lehrkräfte in Sachsen und Thüringen bedenklich. In Bayern, das bei der beruflichen Bildung herausragt, fehlt es an Ganztagsplätzen. Shootingstar der Erhebung ist das Saarland, das gegenüber 2013 um 13,2 Punkte auf 52,9 Punkte zulegte und nun Platz Sechs erreicht. Vor allem, weil die Ausgaben für Schulen und Hochschulen hier höher liegen als im Bundesdurchschnitt. Hamburg legte ebenfalls stark zu, um 6,3 Punkte und ist mit 54,7 Punkten Fünfter geworden. Besonderes Lob bekam die Hansestadt von den Autoren dafür, dass sie stark auf Vergleichsarbeiten setzt, was zu einem Ideenwettbewerb zwischen den Schulen geführt habe.

Wer sind die Verlierer?

Neben dem neuen Schlusslicht Bremen (42,5 Punkte) und den nur knapp davor platzierten Ländern Nordrhein-Westfalen (43,5) und Brandenburg (43,7) ist es das Bildungssystem insgesamt. Denn erstmals in der Geschichte dieser Studie gab es im Gesamtdurchschnitt keinen Fortschritt mehr, sondern ein Minus um 0,2 Punkte. Die größten Probleme liegen dabei in den Feldern Schulqualität, fehlende Integration und Bildungsarmut. Die Schulabbrecherquote stieg 2018 wieder. Die Unternehmen klagen über mangelnde Qualifikation vieler Mitarbeiter. So erreichen 15,3 Prozent der Erwerbstätigten nur die unterste Stufe bei der Lesekompetenz, 15 Prozent haben nur einfachste mathematische Kenntnisse oder nicht einmal das. Bei zunehmender Digitalisierung des Wirtschaftslebens wird das zum Problem.

Was sind die Schlussfolgerungen?

Nötig sei mehr Geld, das aber gezielt ausgegeben werden müsse, so die Autoren. „Die Ergebnisse zeigen, dass die bestehenden Systeme und Strukturen den gestiegenen Herausforderungen nicht gewachsen sind“, sagte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. Die Mängel an den Schulgebäuden wurden in der Untersuchung übrigens noch gar nicht berücksichtigt. Der Investitionsstau liegt laut einer ebenfalls gestern veröffentlichen Schätzung der Förderbank KfW bei 48 Milliarden Euro. Es gibt also enorm viel zu tun in der Bildungspolitik.

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