Gesundheit Notrufe aus der Klinik-Pflege: Überstunden, Überlastung, Stress

Trier · Nicht nur das Trierer Mutterhaus hat Personalprobleme. Auch andere Krankenhäuser in der Region melden Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen. Es fehlt an Bewerbern.

as Trierer Mutterhaus hat nicht allein eine Personalproblem.
Foto: dpa/Marijan Murat

Der Mangel an Pflegekräften ist nicht nur für das Klinikum Mutterhaus in Trier ein Problem. Dort werden wegen Personalproblemen seit Anfang des Jahres keine krebskranken Kinder und Jugendlichen mehr stationär behandelt (der TV berichtete). Auch andere Krankenhäuser in der Region melden auf Anfrage unserer Zeitung fehlendes Pflegepersonal. Allein im Bitburger Krankenhaus sind derzeit zehn Stellen unbesetzt.

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Auch das Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich hat momentan einige Stellen ausgeschrieben. Im Rahmen der „normalen Fluktuation“ seien immer wieder Stellen nicht besetzt, heißt es auch aus dem Saarburger Krankenhaus. Doch es werde immer schwieriger, die ausgeschriebenen Jobs vor allem im Bereich Pflege zu besetzen: „Da es zurzeit wenige Bewerbungen gibt, sind die verbleibenden Mitarbeiter mehr belastet“, sagt eine Sprecherin des Kreiskrankenhauses in Saarburg. Mit ein Grund dafür dürfte sein, dass viele Pfleger aus der Region lieber in Luxemburg arbeiten, weil dort der Verdienst deutlich höher ist als diesseits der Grenze.

Das bedeutet für die hierzulande arbeitenden Pflegekräfte zumeist: Sie müssen Überstunden machen, werden aus ihrem freien Tag gerufen, wenn Kollegen kurzfristig etwa wegen Krankheit ausfallen. Ohne den außerordentlichen Einsatz der Mitarbeiter sei in vielen Häusern, so heißt es bei der Gewerkschaft Verdi, der Betrieb auf einigen Stationen gar nicht mehr aufrechtzuerhalten. Das bestätigt ein Sprecher des Gerolsteiner Krankenhauses. Zwar seien dort alle Pflegestellen besetzt. Trotzdem: „Ohne das große Engagement der Mitarbeiter, die einspringen, wenn ein Kollege fehlt, geht es nicht.“

„Es ist einfach niemand mehr da, der Pflegearbeit übernehmen will. Pflegekräfte wurden Jahrzehnte in unserem Land auf Verschleiß gefahren“, sagt Marcus Jogerst-Ratzka von der Initiative Pflege in Bewegung. Um den Kostenträgern Geld zu sparen, habe man in Kauf genommen, dass Pflegekräfte frühzeitig aus ihrem Beruf ausschieden oder früh schwer erkrankten, weil die Belastung nicht mehr zu ertragen war, kritisiert der stellvertretende Vorsitzende des Vereins, der sich für mehr Qualität in der Pflege einsetzt. Jogerst-Ratzka sagt: „Seit Jahrzehnten behandelte man Pflegekräfte so, als wären sie jederzeit ersetzbar.“

Am ehesten mache sich der Mangel an Pflegekräften in spezialisierten Bereichen bemerkbar, sagt eine Sprecherin des Trierer Brüderkrankenhauses. Als Beispiel werden im Hermeskeiler Krankenhaus, wo derzeit eine Stelle in der Pflege nicht besetzt ist, medizinisch-technische Assistenten für die Radiologie genannt. Auch in den Bereichen OP und Intensivstation sei es schwierig, Mitarbeiter zu finden. Der Mangel an Pflegekräften sei ein grundlegendes Problem, das sich nicht nur auf bestimmten Stationen bemerkbar mache, heißt es aus dem Wittlicher Krankenhauses. Betroffen seien alle stationären Bereiche, sagt die Sprecherin des Saarburger Krankenhaus. Und das führt in vielen Häusern zu Einschränkungen. Bei der OP-Planung berücksichtige man das zur Verfügung stehende Personal, und in „ganz seltenen Fällen“ könne eine „kurzfristige Kapazitätsbeschränkung“, was nichts anderes heißt, als dass zeitweise keine Patienten auf bestimmten Stationen aufgenommen werden, nicht ausgeschlossen werden, sagt die Sprecherin des Brüderkrankenhauses.

Eine Situation wie auf der Kinderkrebsstation des Mutterhauses sei keine Seltenheit, sagt Angelika Eggert, Vorsitzende der Gesellschaft für pädiatrische Onkologie und Hämatologie. Der Pflegemangel auf solchen Stationen betreffe fast alle Kliniken in Deutschland: „Betten müssen immer wieder und Therapien teilweise um mehrere Tage verschoben werden.“

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