Pflege Immer höhere Zuzahlungen in Pflegeheimen

Frankfurt · Medienbericht legt offen: Viele Bewohner können die Kosten aus eigener Tasche nicht mehr bestreiten.

 Viele Pflegeheimbewohner sind mit den Kosten überfordert.

Viele Pflegeheimbewohner sind mit den Kosten überfordert.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Bewohner von Pflegeheimen müssen trotz höherer Leistungen aus der Pflegeversicherung immer mehr aus der eigenen Tasche zuzahlen. Das berichtet die „Frankfurter Rundschau“ (Freitag) und beruft sich dabei auf eine Erhebung des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV).

In einer ersten Reaktion rief die Deutsche Stiftung Patientenschutz Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf, „endlich dieses drängende Problem anzugehen“.

Zwischen Mai 2017 und Juni 2018 seien laut Erhebung die Eigenanteile der Pflegebedürftigen von durchschnittlich 1690 auf 1831 Euro monatlich gestiegen, also um mehr als acht Prozent innerhalb eines Jahres, berichtete die „Frankfurter Rundschau“. Die Erhebung basiere auf den Daten von bundesweit rund 11 000 der etwa 13 000 Pflegeheime.

Am tiefsten in die eigene Tasche greifen müssten die Pflegebedürftigen in Nordrhein-Westfalen. Dort koste ein Heimplatz im Schnitt 2326 Euro im Monat. Es folgten das Saarland mit 2247 Euro sowie Baden-Württemberg und Berlin mit je 2098 Euro. Im Mittelfeld lägen unter anderem Bremen (1805 Euro) und Hessen (1896 Euro). Am preiswertesten seien Heimplätze in Sachsen und Sachsen-Anhalt, wo 1201 beziehungsweise 1205 Euro fällig würden.

Grund für die Unterschiede zwischen den Ländern und die großen Steigerungen seien insbesondere die Personalkosten, die 80 Prozent der Heimbudgets ausmachten. Die Eigenanteile setzen sich zusammen aus den reinen Pflegekosten sowie den Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen. Die Leistungen der Pflegeversicherung sind bereits eingerechnet.

Der Bundesgesundheitsminister müsse sich dringend der Nöte der Pflegebedürftigen annehmen, forderte die Deutsche Stiftung Patientenschutz. Das Ziel der Pflegeversicherung sei es ursprünglich gewesen, die Pflegekosten im Heim zu tragen. „Nur die Unterbringung und Verpflegung sollte der Pflegebedürftige selber übernehmen. Dieses Konzept geht schon lange nicht mehr auf“, sagte Vorstand Eugen Brysch am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Denn alleine für die Pflege müssten die 780 000 Pflegeheimbewohner in Deutschland im Schnitt 600 Euro aus eigener Tasche zuzahlen. Hinzu kämen die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen.

Jeder Zweite könne diese Zusatzbelastung nicht mehr aus eigener Kraft bewältigen und werde deshalb von der Sozialhilfe abhängig, so Brysch weiter: „Es ist Zeit, dass die Pflegeversicherung endlich wieder die gesamten Pflegekosten zahlt. Schließlich reicht die Durchschnittsrente von rund 1300 Euro gerade einmal für die Unterbringung und Verpflegung aus.“

(kna)
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