Nachrüstung Rheinland-pfälzische Polizeiautos sind überladen: Beamte dürfen nicht zu schwer sein

Trier · Weiter Probleme mit Streifenwagen: Zu wenig Platz, überladen und jetzt fehlen Kameras.

Weiter Probleme mit Streifenwagen: Zu wenig Platz, überladen und jetzt fehlen Kameras.
Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Ein Großteil der rheinland-pfälzischen Polizeiautos wird seit Monaten nachgerüstet. Erst musste der Kofferraum der vor eineinhalb Jahren angeschafften Audi A 4 umgebaut werden mit Ablageflächen und Schubladen. Grund: Nach den Terroranschlägen in Paris und Brüssel wurden die Polizisten mit zusätzlicher, schwerer Ausrüstung ausgestattet (etwa Titanhelmen und Maschinenpistolen), die immer an Bord sein muss. 160 Kilo wiegt diese Schutzausrüstung Das hat wiederum dazu geführt, dass die Federung an der Hinterachse der Wagen verstärkt werden musste. Betroffen davon sind 409 im Januar 2016 von Audi geleaste Wagen. Die veranschlagten Kosten für diese Nachrüstung liegen laut Innenminister Roger Lewentz (SPD) bei 483 261,39 Euro. Doch damit ist es nicht getan, wie der Minister kürzlich in einer Ausschussitzung auf Anfrage der AfD-Fraktion einräumen musste.

Weil der Kofferraum der Fahrzeuge nun bis zum Dach gefüllt ist, sieht der Fahrer nichts mehr aus dem Innenspiegel. Daher werden die Autos nun nach und nach noch mit Rückfahrkameras ausgestattet. Und weil in den Wagen ständig Maschinenpistolen und Munition liegen, müssen in die Audi nun auch noch Alarmanlagen eingebaut werden, damit, so Lewentz, Polizisten, die sich bei Einsätzen außerhalb der Wagen befinden, „optisch und akustisch wirkungsvoll gewarnt werden, wenn sich unberechtigte Personen an den Fahrzeugen zu schaffen“.

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Nun gibt es aber noch weiteres Problem, wie ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte. Weil die Autos schon voll geladen sind, dürfen die mitfahrenden Personen nicht allzu schwer sein. Wenn vier Personen im Wagen sitzen, darf keiner schwerer als 75 Kilogramm sein, weil ansonsten eine Überladung droht.

Das könne durchaus bedeuten, dass etwa, wenn drei Polizisten im Wagen sitzen und eine festgenommene Person deutlich mehr als 75 Kilogramm wiege, ein zusätzlicher Streifenwagen angefordert werden müsse, um den Festgenommenen abzutransportieren, sagt der Ministeriumssprecher.

Das große Gewicht wirkt sich übrigens auch auf den Reifendruck aus. Der ist bei den meisten Wagen zu niedrig ist. Und das wiederum wirkt sich, so sagen Polizisten, auch auf das Fahrverhalten der modernen Autos aus. Das wiederum wird aber von Lewentz verneint. Fahrsicherheits-Trainer der Polizei hätten den Autos auch bei Einsatzfahrten eine „normale Fahrdynamik und Beherrschbarkeit“ bescheinigt.

Benno Langenberger, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft macht diese Posse wütend. „Heißt das, dass die Fahrzeuge jetzt auch noch mit Personenwaagen nach- gerüstet werden müssen, damit sichergestellt werden kann, dass Achslast und Gesamtmasse nicht überschritten werden?“ empört er sich. „Oder dürfen nur noch Federgewichte festgenommen werden?“ Angesichts dieser Probleme sei es ein schwacher Trost, so Langenberger, dass der Leasingvertrag für die Audis im kommenden Jahr ablaufe und dann neue Wagen angeschafft werden müssten. Und diese sollen dann größer sein und mehr Platz haben, hat Lewentz zugesagt.

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