Interview „Ohne Schreiben geht es nicht“

Die Autorin spricht über ihren Roman „Im Schatten des Mondsterns“.

Frau Achenbach, nach zwei erfolgreichen Autobiografien haben Sie das Genre gewechselt und einen Roman geschrieben. Ist etwas Erdachtes schwerer oder leichter zu erzählen als das Leben?

ACHENBACH Ein Roman ist schwieriger, da man sich die ganze Geschichte und die Personen ja allein ausdenkt. Bei 60 Jahren Handlungsstrang und 17 Hauptpersonen ist das sehr spannend, zumal wenn es eine auf zwei Erzähl-Ebenen spielende Mischung aus Liebesgeschichte, Krimi und Historienroman ist.

Ihr Roman „Im Schatten des Mondsterns“ spielt in der Türkei und in Deutschland. Wie kam es zu dieser Konstellation?

ACHENBACH Ich bin schon als junge Frau in die Türkei gereist, schätze die Vielfalt des Landes, die Gastfreundschaft der Menschen. Aufgrund der aktuellen Diskussionen über Zuwanderung und die politische Entwicklung in der Türkei wollte ich eine spannende und berührende Geschichte schreiben über die Individuen dahinter. Ich habe sehr viel recherchiert, Gespräche geführt, Berichte und Literatur gelesen – und enorm dazugelernt.

Ihre Hauptfigur Greta verliebt sich Hals über Kopf in einem Schönheitssalon in einen fremden Mann. Glauben Sie (noch) an die Liebe auf den ersten Blick?

ACHENBACH Für mich entscheidet sich im ersten Augenblick, ob ein anderer Mensch mir mehr als nur sympathisch sein könnte – ob daraus Liebe wird, zeigt sich aber erst viele Blicke später.

Sie haben für die Figur der Greta aus Ihrer eigenen Erfahrung geschöpft, heißt es. Vertrauensbrüche und Verrat ziehen sich nicht nur durch Ihre autobiographischen Werke, sondern auch durch Ihren Roman. In was oder wen haben Sie ein unumstößliches Urvertrauen?

ACHENBACH Greta ist nicht mein Alter Ego, obwohl auch sie von ihrem Mann betrogen wird. Der Roman handelt nicht so sehr von Betrug, sondern von der Liebe und ihren Facetten: Der Liebe zur Heimat, der zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern und zwischen Geschwistern. Der Verrat an einem Kind ist auch die Initialzündung für dessen Schicksal, um dass sich die Handlung rankt. Ein unumstößliches Urvertrauen habe ich in meine Eltern und in die Menschen, die ich liebe; das ist trotz aller schmerzlichen Erfahrungen nicht zerstörbar.

Frau Achenbach, 2016 haben Sie die Agentur „Black Label Art Consultancy & Services“ gegründet und helfen unter anderem beim Aufbau von Sammlungen. Das klingt, als sei das Schreiben nicht Ihr Hauptstandbein. Warum ist es wichtig für Sie?

ACHENBACH Schreiben ist für mich wie das Fliegen für einen Vogel, es geht nicht ohne. Ich habe ja schon als Studentin in Paris für den Volksfreund Ausstellungsberichte geschrieben. Die Bildende Kunst liebe ich sehr und ist mein Beruf. Da ich viel über Kunst schreibe, passt es ausgezeichnet zusammen.

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