Kulturwoche Wer alles was dem Fernsehen verdankt

Drei Schüsse, satter Bläsersound, ein von hektischem Schlagzeug angetriebener Streicherteppich: Wann immer dieses Intro Mitte der 1960er Jahre jeweils dienstagsabends aus den Schwarz-Weiß-Bildschirmen der Nation dröhnte, saß Deutschland vor der Flimmerkiste.

Diana Rigg als Geheimagentin Emma Peel mit ihrem Partner John Steed, gespielt von Patrick Macnee, in der britischen Erfolgsserie „Mit Schirm, Charme und Melone“.

Diana Rigg als Geheimagentin Emma Peel mit ihrem Partner John Steed, gespielt von Patrick Macnee, in der britischen Erfolgsserie „Mit Schirm, Charme und Melone“.

Foto: dpa/-

Oder zumindest jener Teil Deutschlands, der fasziniert war vom unterkühlten Humor eines Gentlemans namens John Steed und dem coolen Charme des ebenso schlagfertigen wie -kräftigen Karate- und Lackledergirls Emma Peel. „Mit Schirm, Charme und Melone“ hieß die britische Fernsehserie, die ein Jahrzehnt lang – nicht immer mit denselben Schauspielern in den Hauptrollen – produziert wurde. Emma Peel wurde an der Seite von Patrick McNee als Steed in Deutschland zum Star – der Diana Rigg in England längst war. Hierzulande wusste nämlich kaum jemand, dass die Schauspielerin bereits als 17-Jährige in die Royal Academy of Dramatic Art, kurz Rada, Großbritanniens berühmtester Schauspielschule, aufgenommen wurde, und kurz darauf ihre Karriere in Großbritanniens berühmtestem Schauspielensemble, der Royal Shakespeare Company, startete. Dass sie der Truppe den Rücken kehrte, um im Film und  Fernsehen zu arbeiten, fanden die Bühnenkollegen natürlich „shocking“. Miss Rigg ignorierte die hochgezogenen Augenbrauen, wurde Bond-Girl („Im Geheimdienst Ihrer Majestät“), musste sich allerdings mit dem untalentiertesten Geheimagenten der Serie (George Lazenby) herumschlagen, ihn sogar heiraten, er wurde aber kurz nach der Trauung auf der Fahrt in die Flitterwochen erschossen, so dass ihr ­glücklicherweise eine längere Ehe mit dem Langweiler erspart blieb.

Warum wir das alles erzählen? Miss Rigg, 1994 von der Queen zur „Dame“ veredelt, wird heute 80 Jahre alt. Den Lederdress hat sie längst in den Kleiderschrank geräumt; auch Karate macht sie nur noch selten. Dafür steht sie wieder jeden Abend auf der Bühne – am Broadway als Mutter von Professor Higgins in „My Fair Lady“. Happy birthday, Miss Peel – sorry, Dame Enid Diana Elizabeth Rigg!

Dem Fernsehen, dem nicht nur Diana Rigg ihren wetterfesten Ruhm verdankt, haben Künstler in New York eine Ausstellung gewidmet – und zwar dem Fernsehen in all seinen Erscheinungsformen, als Handy, Tablet, digitale Werbetafeln und eben dem guten alten Bildschirm. Aus modernen Städten ist letzterer nicht mehr wegzudenken. Sechs Künstler haben die leuchtenden Begleiter, zu denen ihre Träger oft eine Art Hassliebe entwickeln, nun in einer Ausstellung aufgegriffen. „Screenscapes“ in der Postmasters Gallery in Manhattan dreht sich um das Format, die Wirkung und das Zusammenspiel von Bildschirmen im Alltag.

Zur Ausstellung, die noch bis Anfang August läuft, hat die Galerie ein Zitat des früheren US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower gesetzt: „Ich kann mir nichts Langweiligeres für das amerikanische Volk vorstellen als eine ganze halbe Stunde in ihren Wohnzimmern sitzen und mein Gesicht in ihren Fernsehbildschirmen anzugucken.“ Trotzdem hatte er sich entschlossen, während des Wahlkampfs Fernsehspots auszustrahlen. Das wurde damals als mitentscheidend für seinen Wahlsieg im Jahr 1952 gewertet. Seinerzeit kamen amerikanische Politiker eben noch ohne die Hilfe der Russen ins höchste US-Amt. no/dpa

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