Die Kulturwoche - betrachtet von Rainer Nolden Hunde, wollt ihr ewig leben?

Neben Charles und Camilla, Harry und Meghan, William und Catherine und anderen, in der Yellow Press überdurchschnittlich häufig erwähnten Mitgliedern der britisch-royalistischen Mischpoke sind die wirklich wichtigen Mitbewohner des Buckingham Palastes bislang eher vernachlässigt worden.

 „Royal Corgi – Der Liebling der Queen“ läuft ab dem 2. Mai im Kino.

„Royal Corgi – Der Liebling der Queen“ läuft ab dem 2. Mai im Kino.

Foto: dpa/-

Doch nun wird Dookie, Tiny, Bushy, Foxy, Whisky und Sherry endlich die angemessene Ehrerbietung zuteil. Die Genannten hatten zwar nie Anspruch auf den Thron (aber wer will da schon freiwillig drauf sitzen?), durften dafür frei und ungehindert schnüffelnd durch die königliche Immobilie stromern. Das sind die Namen der Corgis, jene kurzbeinigen Wollwürste, denen Königin Elizabeth II. in aufrichtiger Liebe zugetan war. Alle anderen Emotionen, falls vorhanden, hält sie ja vor der Öffentlichkeit geheim.

Den letzten ihrer walisischen Wachhunde hat sie im Frühjahr 2018 unter Tränen auf Schloss Sandringham beerdigt (wir erinnern uns: bei Dianas Tod sind die nicht geflossen). Jetzt will die 93-jährige Rekord-Regentin (länger als sie war nie ein Mensch auf irgendeinem Thron weltweit) kein weiteres Exemplar mehr – weniger, weil das Gassi-Gehen zu mühsam wäre, sondern damit die Kläffer sie nicht überleben müssen.

Überleben werden sie sie trotzdem – wenn auch nur im Kino. Die Idee zu „Royal Corgi – Der Liebling der Queen“ hatten die Belgier Ben Stassen und Vincent Kesteloot, ebenfalls königliche Untertanen. Klingt zunächst nach einer witzigen Idee: Schließlich könnte man nicht nur etwas über die Corgi-Marotte erzählen, sondern auch gleich noch so manche augenzwinkernde Beobachtung über die eigenwillige Mentalität und die Monarchie des Inselreiches einbauen. Dessen Bewohner sind ja für ihren skurrilen Humor (Stichwort: Brexit) und ihre Vernarrtheit in Vierbeiner bekannt.

Doch trotz des distanzierten Blicks von Europa nach England zünden weder die Ironie noch der Humor des Animationsfilms, in dem die Queen als Oma mit Kartoffel-Knollennase daherkommt und das Gesicht ihres Gatten Prinz Philip zur Hälfte aus spitzem Kinn zu bestehen scheint. Immerhin greifen die Filmemacher den aktuellen politischen Ereignissen insoweit voraus, als dass sie in ihre Story den Staatsbesuch des amerikanischen Präsidenten (dessentwegen schon zahlreiche Briten heftigste Proteste angekündigt haben) einbauen. Der kommt, ziemlich realitätsnah, als orangefarbener Tölpel ins Bild, den Corgi Rex – so heißt, nicht furchtbar originell, der Hauptdarsteller – beim royalen Abendessen in einen empfindlichen Körperteil beißt. Wenigstens das dürfte dem gestrichelten Hund weltweit Sympathien einbringen. no/dpa

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