Kolumne Trierisch balaawern Möggeschiss unn Kawennzmann

Wie ka mer sisch iewer su e Möggeschiss nuren dermaßen obb­räjen!“ Entfährt es mir, wenn ich mal wieder wegen ein paar winziger Taddschen (Fußspuren), die ich mit meinen Gartenschuhen auf dem Wohnzimmerteppich hinterlassen habe, von meiner Frau gerügt werde. Recht hat sie ja schon, denn die Dräägflaadschen (Schmutzklumpen) sind nicht zu übersehen, richtige Jonnis sind sie und mehr wie enn Baggadell. Na schön, ich bereue!

Kolumne Trierisch balaawern: Möggeschiss unn Kawenzmann
Foto: h_lalu <h_lalu@volksfreund.de>

Aber immerhin regt die Sache mich zu einer Kolumne an, bei der es um Großes und Kleines, Wichtiges und Unwichtiges geht. Kleine Sachen und Unwichtiges heißen im Trierischen: Möggeschiss, Schnauf, Klaanischkaaden, Dinngelscher, Baggadällen, Meisdrääg, Biebissi, Gegraodzels, Grötzgrömmelschi, Uuresjen oder Pöllbes. Möggeschiss brauche ich nicht zu übersetzen, mit Schnauf ist eine Prise Schnupftabak gemeint, Klaanischkaaden sind Kleinigkeiten, Dinngelscher kleine Dinge, Baggadällen sind Bagatellen, und Meisdrääg ist Mäusedreck. Die Wörter Biebissi, Gegraodzels, Grötzgrömmelschi und Uuresjen sind nicht zu übersetzen. Und schließlich dä Pöllbes. Das ist ein kleines Unkraut im Weinberg. Kleine Abschweifung zum Wort Pöllbes: ein besonders bildhaftes Trierisches Schimpfwort für einen Kleinigkeitskrämer ist Pöllbesposser. Jemand also, der Unkraut durch Aufpfropfen (possen) veredelt. Zurück zum Thema: an originellen Adjektiven für Dinge oder Personen, die klaan (klein) sind, fehlt es der Mundart auch nicht: grotzelisch (hutzelig) sowie klinnzisch, klinnzisch klaan und klitzelisch (nicht zu übersetzen). Das Gegenteil von Winzigkeiten sind Dinge, die wichtig und groß sind. Da ist das Trierische aber nicht so reich an Wörtern. Es gibt zwar den Kawennzmann, den Oschi, die Flaadsch, den Abberad (Apparat) und den Jonni (Datt Kottlett waor suu e Kawennzmann! Aom Maord göfft ett Sparrjel, datt sönn suu Abberaden!), aber wenn es um Sachverhalte geht, greifen diese Wörter nicht. Da bedient das Trierische sich lieber bei Wörtern, die wir für Kleinigkeiten oben schon kennengelernt haben, und dreht sie einfach ins Negative: Su enn rischdisch Gröbb öss alles annere wie e Möggeschiss! Datt Balaawer mött meim Schäff waor kaan Schnauf! Die Räschnonng fir mein nei Zänn öss kaan Bagadell! Geübte Kolumnenleser sollten das alles ohne Hilfe verstehen können. Also macht mal! Horst Schmitt

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