Literaturkolumne Harry Hole im Abwärtssog

Trier · Dieses Hörbuch ist für seine Protagonisten ein ewig währender Alptraum. Mit „Durst“, dem elften Teil der Thriller-Reihe um den Ermittler Harry Hole, hat Autor Jo Nesbø einen Film noir für den Kopf geschaffen, der auch nach seinem Ende noch nachhallt.

 Cover des Hörbuches Durst.

Cover des Hörbuches Durst.

Foto: TV/Hörbuch Hamburg

Eigentlich hat Hole das große Los gezogen. Seit dem Vorgängerteil ist er glücklich mit seiner großen Liebe Rakel verheiratet und unterrichtet an der Polizeiakademie. Doch dann wird Oslo von einer Reihe bestialischer Morde erschüttert. Ein Psychopath beißt Frauen zu Tode und trinkt ihr Blut.

Hole will sich zunächst nicht mit dem Fall beschäftigen, wird aber vom Polizeipräsidenten erpresst, in die Ermittlungen einzusteigen. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wechselt das Hörbuch vom Grau- in den Schwarz-Weiß-Modus. Denn nun folgt eine Abwärtsspirale aus Gewalt und persönlichem Drama, in dessen Folge der trockene Alkoholiker Hole einen Rückfall erleiden und am Ende auch noch Blut trinken wird.

Dieses Hörbuch ist knallhart, Fehler enden fast zwangsläufig tödlich. Nesbø hat mit „Durst“ sein bisheriges Meisterwerk erschaffen. In einem atemberaubenden Tempo jagt er den Hörer durch ein Geflecht von falschen Fährten, überraschenden Wendungen und dramatischen Schockelementen. Die Figuren bleiben dabei authentisch. Am Ende beweist der Autor sogar sein Talent für schwarzen Humor, indem er den Alkoholiker Harry Hole zum Kneipenbesitzer macht.

Bei diesem gelungenen skandinavischen Gewaltexzess gibt es nur eine kleinere Schwäche, und die ist der neue Sprecher Uve Teschner. Leider schafft er es erst am Ende, die Figuren mit Leben zu erfüllen, das liegt zum Teil an seiner fehlenden Präsenz. Fans der Reihe haben in den ersten Stunden des Hörbuches immer noch seinen Vorgänger Achim Buch im Ohr.

Thomas Zeller

Durst, Jo Nesbø, Hörbuch Hamburg, CD: 9, Laufzeit: ca. 661 Minuten

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